Commitment bewegt – in positiver wie in negativer Hinsicht. Man denke nur einmal an die Massen an Fußball-Fans, die während der WM im Freudentaumel ihre Mannschaft feiern oder nach einer Schlappe zu Tode betrübt sind. Emotionen, als hätten sie gerade selbst auf dem Platz gestanden und Einfluss über Sieg oder Niederlage gehabt. Das eigene Selbstwertgefühl steigt oder sinkt, je nach dem, wie das eigene Team gerade gespielt hat.
Das gleiche Phänomen lässt sich auch bei Mitarbeitern eines Unternehmens oder den Fans einer Marke beobachten: Eingefleischte Apple-Anhänger fühlen sich persönlich angegriffen, wenn jemand das neueste iPhone kritisiert, während ein positives Feedback zur Marke Apple ihnen positive Emotionen bis hin zum gesteigerten Selbstwertgefühl beschert. Mitarbeiter von erfolgreichen Unternehmen mit positivem Image sind oft stolz, dort zu arbeiten und betrachten den Erfolg „ihres“ Unternehmens oft (mehr oder weniger zu Recht) als ihre eigene Leistung. Umgekehrt leiden Arbeitnehmer darunter, wenn ihre Organisation in die Kritik gerät: So erzählen zum Beispiel Mitarbeiter eines Ölkonzerns nach der Krise, dass der Druck für sie zeitweise so stark war, dass sie sich aus dem sozialen Leben zurückzogen und unter Depressionen litten. Dabei arbeiteten sie in ganz anderen Bereichen des Unternehmens und waren dadurch in keiner Weise verantwortlich für die Katastrophe. Dies wurde aber weder von ihnen, noch von ihren Mitmenschen ausreichend berücksichtigt. Denn selbst Familienangehörige konfrontierten die sowieso schon unter der Krise leidenden Mitarbeiter immer wieder mit Schuldzuweisungen und hämischen Kommentaren.
Wer also nicht gerade zu den Masochisten gehört oder ein emotionaler Fels in der Brandung ist, tut gut daran, sich mit solchen Gruppen zu identifizieren, die möglichst erfolgreich sind und nicht zu größeren Skandalen neigen. Für Unternehmen bedeutet das, dass es doppelt wichtig ist, sowohl in das interne als auch das externe Image zu investieren. Und sollte doch einmal etwas schief gehen, muss ein optimales Krisenmanagement auch die emotionalen Effekte auf Fans und Mitarbeiter auffangen können. Denn wahres Commitment heißt Bindung in guten wie in schlechten Zeiten.
Autorin:
Sarah Schreiber