Thomas H. Kaspar, Autor bei CHIP.Online, hat bereits 2011 einen interessanten Beitrag für dem MTP.Mehrwert.Blog verfasst. In einem Interview stand er uns nun zum Thema Social Media Frage und Antwort.
1. Sehen Sie das Thema Social Media heutzutage überhaupt noch als Trend, oder ist es mittlerweile im Marketing-Alltag angekommen?
Social Media Marketing ist zum Standard geworden und sollte heute in keiner Kampagnefehlen. Gleichzeitig hängt aber die Nutzung des Kanals sehr von der Zielgruppe ab. Für Hype-Marken mit Hype-Produkten und early-early-Kunden ist Social Meida ein alter Hut. Eher konservative Firmen können sich dagegen zurücklehnen und ihre ebenso konservativeren Zielgruppen erreichen und dabei auf großes Wissen und fast schon standardisierten Methoden zurückgreifen.
2. Gibt es einen Trend im Social-Media-Bereich, mit dem sich Unternehmen in nächster Zeit auseinandersetzen müssen?
Social Experience, Relation, Mobile, Local. Heute gibt es nicht mehr den abgetrennten Bereich für Social. Jede Seite transportiert auch eine Social Experience. Meint: Die Information, wie oft eine Meinung geschrieben wurde, geliked wurde, ist auch relevant, wenn ich selbst nicht aktiv werde. Dabei wird es zunehmend wichtiger werden, was mein Freundeskreis getan hat. Wenn ich eine Seite besuche, möchte ich die Information in Relation zu meinen Freunden sehen. Und das vermehrt auf allen Endgeräten. Und das vermehrt mit lokalem Bezug.
3. Wie behält man bestmöglich den Überblick über die verschiedenen Social-Media-Kanäle?
Passion. Zuhören. Und gutes Monitoring 😉
4. Wie sehen Sie die Zukunft von Social Media im Business Bereich? Wird bald jedes große Unternehmen eine eigenen Social-Media-Abteilung haben?
Nein. Weil Social Media rückintegriert wird in die bestehenden Abteilungen. Social Media ist nach dem Hype ein Standardkanal, den man bedienen können muss. Ob es dafür eine eigene Abteilung braucht, wenn man es erst mal kann, weiß ich nicht.
5. Wie viel Erfahrung mit Social Media wird heutzutage bei der Bewerbung vorausgesetzt?
Als Bäcker könnte man auch ohne auskommen. Und zwar sehr gut. Aber in allen Kommunikationsberufen ist Social Media ein Muss.
6. Welche Art des Social-Media-Monitorings ist besonders gebräuchlich und welche Tools halten Sie für besonders empfehlenswert?
Ich erlebe, dass viele Firmen keinerlei Vorstellung von den genauen Zielen der Social Media Aktivitäten haben. Die Ziele und die realistischen Benchmarks dazu vorab zu definieren ist essentiell. Danach kann man sich an die Messung machen. Dabei erscheint es mir wesentlich wichtiger, die definierten Erfolgs-Parameter relativ zu messen und nicht absolut. Meint: Die eigene Entwicklung genau zu verfolgen und die Ergebnisse auch verarbeiten zu können.
7. Der Versicherer Ergo erlebt seit längerer Zeit einen sogenannten „Shitstorm“. Wie kann man solche Krisen bestmöglich bewältigen?
Krisenmanagement ist ein Standard-Instrument jedes Social Media-Managers. Das zu beschreiben, sprengt dieses Interview. Der Kern: Der Social Media Manager ist wirklich in die Kommunikation integriert, kann authentisch handeln und hat eine glaubwürdige, schnelle, offene Aussage zu transportieren
8. Denken Sie, dass Journalisten in der Zukunft durch Blogger ersetzen werden?
Nein. Genau so wenig wie Radio die Tageszeitung, Fernsehen das Radio ersetzt hat, Webseiten das Magazin, werden Blogger die Journalisten ersetzen. In allen Fällen kommt es aber zu einer Schärfung der Funktionen, die im sozialen System erfüllt werden. Was ich sehr schön finde: Menschen mögen offensichtlich Menschen und lesen gerne, was diese authentisch bloggen und sharen. Dieser Trend wird nicht mehr verschwinden.
9. Was halten Sie von dem Trend der Gamification und wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung in diesem Bereich?
Hey, ich bin Xbox 360 Fanboy vom Scheitel bis zur Sohle. Das Achievement-System ist einfach genial. Und dennoch ist Gamification nur ein Tool, dessen inneren Kern man verstehen muss, bevor man auch nur nachdenken sollte, Elemente daraus einzusetzen: Welche Nutzer-Aktivität will ich mit welchem Ziel erreichen? Dann sollte man das Verhalten und die Bedürfnisse der eigenen Nutzer genau kennen. Erst jetzt kann man überlegen, ob man passende Elemente findet und ob man die Menschen hat, mit denen und für die man sie einsetzt.
10. Was ist Ihre Social-Media-Trend-Prognose für das Jahr 2012?
Nach der Verbreiterung der Nutzungszahlen in sozialen Netzwerken werden wir massive Invests von Facebook und Google in die Intensität der Nutzung erleben: Tiefe Verschmelzung von Facebook und Google mit externen Partnern, aber auch komplett neue Repräsentation der eigenen sozialen Interaktion auf den Seiten. Und Facebook Timeline wird das Nachdenken der breiten Nutzerschaft über das Web verändern.