Auslandspraktikum in Vietnam, August – Oktober 2011
Und da war ich gelandet; am Flughafen von Ho-Chi-Minh-Stadt, besser bekannt als Saigon. Für insgesamt 10 Wochen arbeitete ich dort bei einer vietnamesischen Marketingagentur.
Wieso Vietnam? Vietnam ist das Land in dem meine Eltern geboren sind. Außerdem stand für mich fest, die langen Semesterferien zwischen Sommer- und Wintersemester sinnvoll und so interessant wie möglich zu gestalten. Beste Umsetzungsmöglichkeit: Auslandspraktikum.
Vietnam war jedoch ehrlich gesagt nicht meine Erstwahl. Zunächst bemühte ich mich um eine Stelle in den USA. Da ich bereits nach dem Abitur für ein Jahr dort war, waren die meisten Informationen, die im Vorfeld eingeholt werden müssen, bereits bekannt. Ebenso habe ich bereits eine Kontaktperson bei einem sehr attraktiven Großunternehmen gehabt, die ich direkt anschreiben konnte. Nach intensivem E-Mail-Austausch wurde mir dort eine Stelle angeboten, jedoch unter der in den USA üblichen Bedingung, dieses Praktikum unbezahlt zu absolvieren. Nach tagelangem Abwägen habe ich mich dagegen entschieden, da der Aufwand meiner Ansicht nach größer war als der Nutzen.
Daraufhin konzentrierte ich mich auf asiatische Länder. Hinzufügend möchte ich noch sagen, dass meine Wurzeln in China liegen und ich letztendlich über einige Umwege in der Familienhistorie in Deutschland zur Welt kam. Aufgewachsen bin ich zweisprachig, Deutsch und Chinesisch. Einen längeren Aufenthalt in einem asiatischen Land hatte ich jedoch bis dato nicht. Durch meine Eltern war mir die ostasiatische Kultur dessen ungeachtet einigermaßen vertraut. So fiel meine Entscheidung auf Vietnam.
Die Vorbereitungen dafür verliefen relativ schnell. Auch in diesem Fall bin ich wieder über eine bekannte Person an ein Unternehmen gekommen, was mir sehr vieles erleichterte. Diesmal handelte es sich um eine größere vietnamesische Marketingagentur. Zu den geforderten Unterlagen zählten nur ein CV und ein Motivationsschreiben. Zum Kennenlernen diente eine Skype-Konferenz. Schnell merkte ich die Begeisterung in diesem Unternehmen, einen ausländischen Praktikanten einzustellen. In Vietnam, wie auch in den meisten anderen asiatischen Ländern, genießt die deutsche Ausbildung einen exzellenten Ruf. Nachdem ich die Zusage für das zehnwöchige Praktikum erhalten hatte, ging es an die formellen Hürden: Visum/Arbeitserlaubnis, Flug, Unterkunft und das Leben dort. Im Internet findet man viele Agenturen, die einem diese Aufgaben abnehmen. Jedoch bekommt man das alles ohne große Probleme auch selbst hin, wenn man sich gut informiert hat und das Unternehmen, für das man dann arbeiten soll, einem bei Fragen zur Seite steht. In meinem Fall wurde mir direkt gesagt, welches Visum ich beantragen soll. Außerdem wurde mir glücklicherweise die Unterkunft gestellt; einen Roller (DAS Fortbewegungsmittel in Vietnam) und eine Taxi-Karte bekam ich ebenfalls. Die Visumsgebühr und den Flug habe ich aus eigener Tasche bezahlt. Es ist überdies von sehr großer Wichtigkeit, sich genügend über das Land, das Klima, die Stadt und die Kultur zu informieren, um einen allzu großen Kulturschock zu vermeiden.
Insgesamt kann ich wirklich nur positive Schlüsse aus dieser Erfahrung ziehen. Neben der wertvollen Arbeitserfahrung habe ich vor allem etwas für meinen menschlichen Reifeprozess getan. Begünstigt wurde mir die Möglichkeit natürlich durch den Fakt, bereits hilfreiche Kontaktpersonen gekannt zu haben. Dennoch würde ich jedem nahe legen, sich darum zu bemühen, für ein Praktikum ins Ausland zu gehen. Dabei denke ich ist aus Unternehmenssicht das ausschlaggebendste Argument, eine breitere Diversität in das potentielle Unternehmen zu bringen, mit dem Ziel, neue Denkanstöße, Ideen und Sichtweisen zu generieren. Hat man einen Arbeitgeber damit überzeugt, sollte man sich reichlich Informationen zu dem Land bezüglich Einreise und Arbeitserlaubnis, Kultur, Sitten und nicht zu vergessen, das Unternehmen einholen, wenn nicht schon im Vorfeld geschehen. Man muss immer Bedenken, dass ein ausländischer Praktikant für das Unternehmen mit einem Mehraufwand verbunden ist. Dies mit erhöhtem Interesse, Engagement und ausführlicher Vorbereitung zu kompensieren sollte daher selbstverständlich sein. Am besten fragt man bereits vorher, was die genauen Arbeitsbereiche sind und wie bzw. mit welchen Lektüren man sich dafür bestmöglich vorbereiten kann. Ebenfalls sollte man genügend Anlaufzeit einkalkulieren, da vor allem bürokratische Angelegenheiten wie beispielsweise die Visumsantragsbearbeitung von Land zu Land unterschiedlich lange dauern. Unterm Strich ist es jedoch jede investierte Minute wert.
GS Frankfurt
(aus Datenschutzgründen kann der Autor nicht namentlich genannt werden)