Es war eine Verzweiflungstat!
Unübersehbar und überall springen einem seit den letzten Wochen an jeder zweiten Litfaßsäule, Plakatwand oder Haltestelle die folgenden Worte entgegen „Außenwerbung trifft. Jeden.“
Und man kommt nicht umhin, diese Aussage zu bestätigen.
Da ist dem Fachverband Außenwerbung e.V. (FAW) ein guter Auftakt in das neue Jahr gelungen. Mit über zehntausend Plakatflächen, Riesenpostern, Werbefolien, digitalen Bildschirmen und LED-Wänden schöpft der FAW aus der Vielfalt der Out-of-Home-Medien und stellt diese gleichzeitig demonstrativ unter Beweis. Es ist das erste Mal in der fast 50-jährigen Geschichte des Verbandes, dass alle Mitglieder zusammen Werbung in eigener Sache machen. Doch dabei soll es nicht bleiben. Geplant sind der Ausbau der Kampagne und eine Anknüpfung an den bisher damit verbuchten Erfolg.Im Internet besteht die Kampagne bereits weiter (www.trifft-jeden.de) und unterstreicht mit Daten und Auswertungen die eigene Effektivität. Die Rede ist hier von Zielgenauigkeit, Reichweite, Planbarkeit und Werbewirkung.
„Attention Whore“
Und doch macht er einen misstrauisch, dieser verzweifelte Schrei nach Aufmerksamkeit.
Denn der deutsche Werbemarkt steckt mitten in der Stagnation. Die Hamburger Agentur JOM Jäschke Operational Media kündigt einen Rückgang des Netto-Gesamtwerbevolumens um 1,5% für das kommende Jahr an. Die rosigen Zeiten für die Werbebranche sind passé.
In diesem Zusammenhang könnte man fast meinen, der Kampagnenstart des FAW sei mit einem Schlachtruf, der den Kampf um die verbliebenen Werbeinvestitionen ankündigt, zu verwechseln.
Reviermarkierung
Auch was die Investitionen für die Außenwerbung anbelangt, sahen die Prognosen schon mal besser aus. Laut Statista.com nehmen die Werbeinvestitionen seit 2011 jährlich um 0,10% ab.
Das ist nicht die Welt, wenn man sich bspw. den Rückgang im Printbereich anschaut. Und doch müssen die 6,6 %, die die Außenwerbung gemessen an den Gesamtinvestitionen noch ausmacht, auf das Härteste verteidigt werden.
Endgegner Internet
Was bleibt, ist die Angst vor dem Internet. Dem Mysterium, das in den letzten Jahren die ganze Branche durch einander gebracht und zur Umstrukturierung gezwungen hat. Noch ist nicht klar, ob es sich nur um einen Hype, eine Art Modewelle, handelt, die langsam wieder verebbt oder ob die „klassischen“ Werbemedien tatsächlich auf Dauer an Bedeutung verlieren werden. Aktuelle Zahlen beweisen zwar, dass auch die Investitionen im Online- Bereich wieder zurückgehen, aber Grund zum Aufatmen ist das noch lange nicht.
Außenwerbung goes digital
Die Außenwerbung scheint gewappnet für den Kampf gegen das alles verschlingende Monster Internet und setzt heute schon vorrangig auf innovative und vor allem interaktive Lösungen. Denn die Digitalisierung ermöglicht die Erschließung neuer, attraktiver Geschäftsfelder und das auch im Bereich der Außenwerbung. Der Einsatz von Videowänden, LED-Bildschirmen und digitalen Plakatwänden hat in den letzten Jahren einen starken Zuwachs in diesem Segment verzeichnen können und zeigt, in welche Richtung sich der Trend bewegt.
Es bleibt abzuwarten, ob es reicht, auf den fahrenden Zug der Digitalisierung aufzuspringen oder ob der Kampagnenstart von „Außenwerbung trifft. Jeden.“ tatsächlich den Rückgang von Außenwerbung einläutet. Denn was wie ein Schrei um Aufmerksamkeit klingt, ist in Wahrheit die Angst vor der künftigen Bedeutungslosigkeit.
Über die Autorin:
Lisa Schnägelberger studiert Wirtschaftskommunikation in Berlin. Seit knapp einem Semester ist sie in der studentischen Marketinginitiative MTP aktiv und wird im kommenden Jahr das Ressort Kommunikation in Berlin übernehmen. Neu bei MTP und neu in der Welt der Blogger und Schreiberlinge, stellt sie sich der Herausforderung, euch jede Woche die Marketingwelt aus neuen Blickwinkeln zu zeigen.
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