Kurz und knapp | MTP e.V.

Massen von Medien und das neu geliebte Content-Marketing

Ich bin kollegial. Sie auch. Davon gehe ich aus. Ich empfehle ungern schroffe Werbung weiter. Viel mehr liebe ich es, Mehrwert zu empfehlen. Einfach an alle via Facebook und Twitter, gern aber auch mal speziell an eine bestimmte Person, weil ich in diesem Fall weiß: „Es hat für diese Person explizit einen Mehrwert“. So etwas tut gut. Tief im Herzen ist man dann zufrieden.

Dieses und ähnliche Gefühl versuchen immer mehr Marken mit neuen so genannten Content-Strategien zu erreichen. Um ihre Produkte herum bauen sie Welten auf: Mehrwerte, Insider-Wissen, Tipps und Tricks. Diese werden inhaltlich eng mit den Produkten verknüpft auf Web- und Microsites veröffentlicht und in soziale Netzwerke gestreut. Einen heißen Tipp zu empfehlen ist für mich als potenzieller Kunde dann einfacher. Die finale Message bleibt gleich: Nutze das Produkt, dann löst sich dein Alltagsproblem.

Grundsätzlich ist das eine feine Sache. Wenn der Mehrwert des Content-Marketing wirklich ein Mehrwert ist, dann hat man einen viel leichteren Zugang zum Produkt. Die Firma verkauft und dankt.

Machen wir hier erst einmal einen Punkt.

Auf der anderen Seite des Tisches sitzen Verlage und Content-Produzenten. Sie klagen unter Themen wie der Bezahlschrankendebatte, Contentdiebstahl oder dem LSR (Leistungsschutzrecht) die neuen Spieler im Werbemarkt an: Google, Google und Google. Die machen heute den Reibach im Anzeigenmarkt. Und das auch noch mit den Content-Snippets (Textvorschau) der Verlage.

Früher konnte man horrende Anzeigenpreise aushandeln. Früher, also bis vor wenigen Jahren, da waren die Spielregeln im Werbemarkt noch andere. Da galt eine Werbeanzeige nicht nur einfach vom Leser und Betrachter gesehen. Nein! Sie galt als von den unterschiedlichsten Zielgruppen mehrfach ausführlich durchforstet. So lange bis der Leser wirklich alles aus der Werbeanzeige kannte. Die Menge der Leser war somit nicht nur die Zahl der Auflage, sondern oft das zigfache. Wo auch immer dies mathematisch her gerechnet wurde. Aber das ist – korrigiere: war ein anderes Problem. Denn heute bezahlt man online keine 60-100€ pro tausend Betrachter, sondern vielleicht noch 1€. Und das macht den Verlagen online zunehmend zu schaffen. Wo soll das Geld herkommen? Die Leser wollen schließlich auch nicht mehr bezahlen. Man hat sich an den Gratiscontent gewöhnt. Informationen sind austauschbar, weil 100fach überall publiziert, ausgenommen vom investigativen Journalismus, der im Internet aber eigentlich nur noch in Form von Blogs bekannt ist.

Nun gibt es diese zwei Seiten. Die großen Marken mit dem ordentlichen Marketingbudget und den unbedingten Willen eine Markenwelt um das eigene Produkt aufzubauen. Hier aktuell trendig: Content-Marketing. Auf der anderen Seite die Content-Hersteller, denen das Geschäftsmodell fehlt.

Werden wir mal kreativ.

Wieso sollten hier also die Marken nicht mit Verlagen kooperieren. Verlage administrieren dann deren Communities, bauen eine Markenwelt auf und werben auf den eigenen Contentseiten speziell und ausführlich für den Kooperationspartner. Klasse Reibach. Win-Win.

Nur gibt es von der Contentseite ein großes Gegenargument: Aber dass Content-Hersteller neutral und unpolitisch sind, ist ein Märchen, das nicht einmal mehr Kinder glauben. Insofern wären alle glücklich, die Zeitungen sterben nicht und die Marken erhalten ihre Markenwelt. 2013 wird der erste Verlag damit im großen Stil anfangen. Gegenargumente? Gerne via Twitter an @mtpmehrwert oder @seifenblasentv

Über den Autor:

Julian Valkieser

GS Köln

Julian Valkieser studiert in Köln Wirtschaftsingenieurwesen. Seit 3 Jahren bei MTP aktives Mitglied, engagiert er sich in der Marketinginitiative für aktuelle Themen wie Markencommitment und -Trends. Nach regionaler Vorstandsarbeit, organisierte er Ende 2011 leitend Europas größten Marketingfachkongress für Studenten, die Marketing Horizonte, mit dem Thema »Commitment – I love this brand«, um anschließend für ein weiteres Jahr die Nationale Leitung Kommunikation zu übernehmen.

content, Content-Marketing, Content-Strategie, Mehrwert schaffen
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