Das Produkt „Goethe“ war bereits im 19. Jahrhundert ein Kassenschlager. Doch was dachte der große Dichter selbst über die Vermarktung seiner Person?
Es soll ja jene armen Unglücksraben geben, deren Genie zu eigenen Lebzeiten maßlos verkannt wird und welche erst nach einem entbehrungsreichen Leben und dem entsprechenden tragischen Hungertod zu Ruhm und Ehre kommen. Johann Wolfgang Goethe jedoch war kein solch armer Tropf.
Viel mehr war er der Justin Bieber des 19. Jahrhunderts. Jung, begabt, umschwärmt. Die Menschen liebten seine Werke und gleichermaßen auch ihn. Er war der Mann, der mittels des jungen Werthers selbst aus Selbstmord eine Modeerscheinung machen konnte. Zwar steckte die Marketingmaschinerie dieser Tage noch in den Kinderschuhen, dennoch hörte auch sie bereits damals angesichts eines solchen Phänomens die Kassen klingeln. Und so begann eine regelrechte Ausweidung der Person Goethes, welche sich bis heute fortsetzt – Goethe Karten, Goethe Süßigkeiten, Goethe Briefbeschwerer – die Menschen waren begeistert. Einzig Goethe mäkelte tief betrübt: „Zu haben bin ich wie der alte Fritz auf Pfeifenköpfen und Tassen.“ So verarbeitet in einem seiner Gedichte und festgehalten in „Goethe’s Werke. Band 47“ von 1833.
Statt der ewig aufmerksamkeitsgeilen Promis, die für die richtige Gage in der Werbepause ihre Seele verkaufen, einmal eine wahre Größe – so vom eigenen Narzissmus ergriffen, dass er sein Abbild einzig in seinem Spiegelbild tief unten im Brunnen betrachten möchte.
Über die Autorin:
Lara Wegener
Lara Wegener studiert seit dem Wintersemester 2010 Russistik und Galloromanistik in Gießen. Ihr Interesse am Marketing und ihre Freude am Schreiben führten sie im April 2012 zum Mehrwert und motivierten sie schließlich dazu, für ein Jahr die Leitung des Onlineauftritts des Magazins zu übernehmen. Immer wieder gerne macht sie sich auf die Suche nach spannenden Inhalten, um die Leserschaft des Mehrwerts zu informieren, zu begeistern oder schlicht zu amüsieren.