Was lange währt, wird endlich gut!
. . . oder eben auch nicht. Der längste Ladenhüter der Welt.
Ladenhüter sind eine unliebsame Sache. Man investiert Geld und Zeit und dennoch ist die Ausbeute mehr als karg. Eine durch und durch undankbare Angelegenheit. Und so fühlt wohl jeder mit dem Unglückseligen mit, welcher sich an seinen Flop verbittert klammert und die Hoffnung auf einen Erfolg, trotz aller Gewissheit, nicht begraben kann – aber nach beinahe 200 Jahren muss auch mal gut sein! Jenes gerade zu erschütternde Durchhaltevermögen bewies nämlich der altehrwürdige englische Verlag Oxford University Press. Ganze 191 Jahre hielt dieser eine Übersetzung des neuen Testamentes vom Koptischen ins Lateinische lieferbar. Dabei ist das Koptische die Sprache der koptischen Glaubensrichtung, die christliche altorientalische Kirche Ägyptens.
1716 waren 500 Exemplare der Übersetzung gedruckt worden. Im Grunde war dies eine adäquate Auflage, wenn man bedenkt, dass die koptische Sprache zu dieser Zeit endgültig dem Arabischen wich und zumindest in seiner Funktion als Verkehrssprache im Aussterben begriffen war. Doch wie Brockhaus in „Was so nicht im Lexikon steht“ von 1996 erklärt, dauerte es beinahe ganze zwei Jahrhunderte, um eben diese 500 Exemplare wieder loszuwerden.
Wider Erwarten zahlte sich die bemerkenswerte Beharrlichkeit des Verlags aus. Kein Buch wurde entsorgt, tatsächlich ging 1907 das letzte Exemplar über den Ladentisch.
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