Ein Interview von Julian Valkieser, Fotos von Lisa Marrold
Frau Tönnesmann ist Senior Market Research Manager in der Abteilung Global Market Research-Consumer Insights. Als Alumna bei MTP stellte sie sich den Fragen eines typischen Marketingstudenten in Richtung Karriere, Frauen in Führungspositionen und ihrem Job in Marketing und Marktforschung. Und am Ende beantwortete sie dann sogar mehr spannende Fragen, als ich stellen konnte.
Frau Tönnesmann, wie würden Sie sich als Marke darstellen?
Kommunikativ, offen, international, entscheidungsfreudig und serviceorientiert. Zu mir passt sehr gut der Slogan: Persil bleibt Persil, weil Persil nicht Persil bleibt. Das würde ich mir auch auf die Fahne schreiben: Mich mit der Zeit weiterentwickeln, zugleich aber am Ende des Tages immer noch ich selbst bleiben.
Sie haben eine spannende Karriere in Marketing und Marktforschung bereits hinter sich. Gleichzeitig eine Familie aufgebaut. Dürfen wir einmal hinter die Kulissen schauen?
Es fing schon früh an. Als in Nürnberg Mitte der 80erJahre die MTP-Geschäftsstelle gegründet wurde, war ich Gründungsmitglied. Wir waren damals zehn oder zwölf Studenten. Nach einem Jahr stand die Geschäftsstelle. Im Austausch mit anderen Geschäftsstellen haben wir dann relativ schnell ein Vortragsressort aufbauen können, Seminare organisiert und auch selbst kleine Marktforschungsstudien gemeinsam mit dem Marketing-Lehrstuhl durchgeführt. Das war natürlich naheliegend, weil die GFK in Nürnberg sitzt. So habe ich Marktforschung schon während meines Studiums intensiv erlebt und als spannend wahrgenommen.
Nach dem Studium war meine Haltung erst „Marketing ja“, aber auf keinen Fall „Waschmittel-Marketing“. Ich bewarb mich bei verschiedenen Firmen. Henkel propagierte zu der Zeit ein internationales Marketingprogramm, wo die Mitarbeiter nach einer gewissen Einarbeitungszeit ins Ausland gehen konnten. Das war für mich ausschlaggebend für die Bewerbung bei Henkel. So kam ich zum ersten Assessment Center, dann zum Bewerbungsgespräch mit dem ersten und schließlich dann mit dem nächsten Vorgesetzten – als dann ein Job-Angebot von Henkel kam, habe ich nicht lange gezögert – und bin damals dann doch der Empfehlung meines HR-Ansprechpartners gefolgt, im Bereich ‚Waschmittel’ anzufangen.
Wie sah Ihre Karriere bei Henkel genau aus?
Ich habe die klassische Marketinglaufbahn absolviert. Henkel hatte damals ein sehr formales Programm: Ein Jahr Marketingassistenz, ein Jahr Marketing-Referenten-Zeit, dann ein weiteres Jahr Vertriebserfahrung – alle drei mit relativ klar umrissenen Stationen und Lerninhalten – ich übernahm damals ein eigenes Gebiet in Südbayern mit regional eigenständigen Kunden, anschließend wurde ich Produktmanagerin für Persil Pulver final übernahm man im Programm nach etwa drei, vier Jahren in der Regel eine eigene Marke oder ging ins Ausland. Das hat sich mittlerweile alles verändert und verkürzt.
Ich ging dann 1992 nach Frankreich und bin dort neben dem Product Management (Marke XTra) in das Projektmanagement für Megaperls berufen worden. Nach regulären zwei Jahren Auslandszeit bin ich statt wieder zurück nach Düsseldorf mit meinem Mann für Henkel nach Italien gegangen. Nach knapp 5 Jahren einschließlich Elternzeit, entschied ich mich nach insgesamt 13 Jahren Marketing in 3 Ländern – um neue Erfahrungen zu sammeln, aber auch wegen meiner Kinder – als nächsten Schritt bei der Rückkehr nach Deutschland für den Wechsel in die Marktforschung. In der Marktforschung konnte ich außerdem meine internationale Erfahrung nutzen, da ich praktisch von Anfang an Länder-übergreifend arbeitete.
Was machen Sie nun in der Marktforschung bei Henkel?
Ich habe innerhalb der Marktforschung im Laufe der letzten 13 Jahre verschiedene Funktionen ausgefüllt. Angefangen bei Panel-Analyse & quantitativer Marktforschung, über Desk Research zu Grundlagenthemen, wie Best-Ager, sowie die klassische Ad Hoc Marktforschung zu bestimmten Projekten bin ich mittlerweile im Consumer Insight Team, wo es wieder um ganz andere Themen geht. So hat sich etwa alle zwei Jahre mein Aufgabenfeld verändert. Und ehrlich gesagt finde ich das auch gut so: Irgendwann lässt die Lernkurve nach und dann will man etwas Neues lernen.
Wie international ist Ihr Team?
Unser Team in Deutschland ist eher deutsch/österreichisch. Wir arbeiten intensiv mit unseren Kollegen in den anderen Ländern. Insofern ist das Gesamtteam schon sehr international. Wir haben z.B. einige Kollegen in Frankreich, Russland, Italien oder Mexiko.
Im Marketing selbst sieht das anders aus: Hier arbeiten auch in Düsseldorf Ägypter, Inder, Franzosen und viele mehr. Die Geschäftssprache ist daher Englisch – außer in einigen wenigen Meetings, in denen nur deutschsprachige anwesend sind.
Ihre Erfahrung aus Frankreich und Italien nützt Ihnen auch etwas?
Viel. Mit den jeweiligen Kollegen spreche ich ihre Sprache. So bleibe ich in der Sprache drin, zusätzlich ist aber der Zugang und die Verbindung zu meinen Kollegen eine ganz andere und ich baue Distanz ab. Das hilft oft.
Henkel hat die Auszeichnung „frauenfreundlichster Konzern“ erhalten. Ich gratuliere! Was steckt dahinter?
Wir haben 2006 bei Henkel ein Frauennetzwerk gegründet. Damals war der Anteil der Frauen in Führungspositionen noch deutlich geringer als heute. In der Zwischenzeit hat sich eine Menge getan. Henkel fördert Frauen sehr. Interessanterweise fragen manche Männer heute schon: „Und was wird für uns getan?“.
Das Netzwerk war anfangs noch eine vollkommen unabhängige Frauen-für-Frauen-Initiative. Nach zwei Jahren hat sich dann Kasper Rorsted, unser Vorstandsvorsitzender, als Schirmherr mit eingeschaltet. Zur gleichen Zeit haben wir dann den ersten „Women in Leadership“ Tag veranstaltet. Hier werden verschiedene Themen unter dem Aspekt besprochen, wie Frauen besser gefördert werden können. Es gibt Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops mit 250 bis 300 Teilnehmern. Anfangs waren nur Frauen eingeladen. Die letzte Veranstaltung hatte dann den Titel „WoMen’s Networking“. Hier hieß das Motto „Bring your colleague“. Dies entstand aus dem Learning , dass beide Geschlechter ihre Rolle verändern müssen, damit mehr Frauen in den Beruf zurück kehren können – wie auch in der jüngsten Studie von Frau Allmendinger aufgegriffen wurde.
Was würden Sie einem Marketingstudenten für Tipps geben? Sie haben viel Erfahrung. Nehmen wir nun mal den Typus: 5. Semester, ein, zwei Praktika und vielleicht ein Auslandsaufenthalt. Was sollte ein Student noch vor Ende des Studiums mitnehmen?
Es ist immens wichtig, sich nicht nur auf das Studium zu konzentrieren, sondern auch reichlich praktische Erfahrung parallel zum Studium in möglichst unterschiedlichen Bereichen zu sammeln. Es ist heutzutage beim Bachelor-Studium sicher schwer zwischen den Prüfungen noch ein sinnvolles Praktikum einzulegen. Ich empfehle angehenden Praktikanten daher gern ein zusätzliches Urlaubssemester, um sich die Zeit für ein zusätzliches und von der Zeitdauer her sinnvolles Praktikum über vier bis sechs Monate nehmen zu können. Das sollten die Studenten nutzen. Denn sie haben viel mehr Freiheiten, Dinge während des Studiums auszuprobieren und zu lernen, als in der Zeit danach, wenn sie schon im Berufsleben stehen.
Ich glaube, es ist auch sehr sinnvoll, wenn man bewusst zwischen Bachelor und Master eine Auszeit vom Studium nimmt und für sich entscheidet, „ich arbeite jetzt erst einmal und bereite mich auf meinen Master vor“. Das schärft den Blick für das Wesentliche beim Master-Studiengang anschließend.
Was ich auch als sehr wichtig sehe, nicht nur mal ein Auslandssemester zu machen, sondern durchaus auch ein Praktikum im Ausland oder gar ein ganzes Gap-Year zu nehmen und bewusst im Ausland zu arbeiten.
Außerdem sollte man offen sein und nicht zu fokussiert auf einen Bereich. Ich glaube, heutzutage leben wir in einer Welt, die nicht nur internationaler, sondern auch interdisziplinärer geworden ist. Ich merke dies an mir selber. Ich habe wirklich viele Dinge machen können, gerade weil ich ein bisschen über den Tellerrand geschaut habe. Für die eigene Karriereplanung ist es wichtig, diese Erfahrung nicht zu spät zu machen. Gewisse Jobs kann man ab einem gewissen Erfahrungs-Level nicht mehr gut ausführen, da sie dann einfach nicht mehr gut in den Lebenslauf passen und man wieder „zurück gehen“ müsste. Also: Möglichst früh, möglichst breit aufstellen! Das ist der Tipp, den ich den Studenten heute geben würde.
Und ganz wichtig: Aktivitäten wie MTP darf man nicht unterschätzen. Sie stärken und ergänzen das eigene Profil. Mit Firmenkontakten und Akquisegesprächen lernt man den Umgang mit Unternehmen und im Unternehmen. Das hat mir sehr geholfen. Außerdem wäre ich ohne MTP und die dort durchgeführten Marktforschungsprojekte wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen, dass Marktforschung für mich neben Marketing auch interessant werden könnte.
Zu Anfang habe ich gefragt, wie Sie sich als Marke darstellen würden. Nun – was macht Ihrer Meinung nach Henkel menschlich?
Die Familienführung. Die Henkel-Familie ist als Anker sehr wichtig. Die Unternehmensführung legt – neben guten Zahlen natürlich – nach wie vor Wert auf ein gutes Miteinander und Arbeitsklima. Das soziale Engagement der Firma und der Einzelnen ist das, was Henkel meiner Meinung nach deutlich von anderen Firmen unterscheidet. Klar sind andere Firmen auch sozial sehr engagiert. Aber vielleicht nicht so persönlich und breit gestreut. Wir haben diverse Initiativen, wo Mitarbeiter sich in sozialen Projekten engagieren. Dies wird von der Familie Henkel und der Unternehmensführung aktiv vorgelebt und vorangetrieben. Das macht Henkel menschlich.
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