Jacques Séguéla: « Ne dites pas à ma mère que je suis dans la publicité– elle me croit pianiste dans un bordel ! »
Der Marketingfachmann, der Buhmann des einfachen Bürgers.
Wer stöhnt nicht genervt auf, wenn der Spielfilm an der spannendsten Stelle für eine Werbepause unterbrochen wird? Wenn im Radio die letzten Sekunden des Lieblingsliedes mit dem nervtötenden Jingle der nachfolgenden Werbung unterlegt wird? Wenn der Artikel gekürzt wurde zugunsten von drei Seiten Reklame? Aber immerhin kann heute jeder offen zugeben, wenn er in der Werbung arbeitet.
Das war früher noch etwas anders…
So hatte die Werbebranche beispielsweise bereits um 1900 zahlreiche deutsche Tageszeitungen auf dem Gewissen. Seit 1850 hatte die deutsche Reklame so geboomt, dass Zeitungen ohne Rücksicht auf Verluste fleißig Inhalte gekürzt haben. Schließlich bestanden manche großstädtische Zeitungen zu 80% aus Reklame und viele Tagesblätter waren zu umfangreicheren Werbeflyern verkommen. Der Leser war weniger erfreut und genauso einige Jahre später der Fernsehzuschauer. Noch 1970 witzelte der erfolgreiche französische Werbefachmann Jacques Séguéla, dass seine Mutter besser in dem Glauben lebe, er sei Pianist in einem Bordell, als die erschreckende Wahrheit zu kennen, dass ihr Sohnemann in der Werbung tätig ist. „Sag meiner Mutter nicht, dass ich bei einer Werbeagentur arbeite. Sie denkt, ich bin Pianist in einem Bordell.“, wird Séguéla von Reiner Neumann und Alexander Ross in „Der perfekte Auftritt“ zitiert, erschienen 2004 im Hause Murmann.
Immerhin hat das virale Marketing das ganze Elend inzwischen ein wenig unterhaltsamer gemacht.
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