Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass etablierte Fashionblogger, die im Internet im großen Stil über ihre Freizeitbeschäftigung schreiben, von Unternehmen für Werbezwecke eingesetzt werden. Es gibt sogar Werbeagenturen wie die Hamburger Agentur Monochrome, die sich komplett auf Blogs spezialisiert haben. Sie vermitteln werbetreibende Unternehmen an zielgruppenrelevante Blogs, um sie in der „persönlichen Sicht der Dinge“ des jeweiligen Bloggers auftauchen zu lassen. Gerade diese persönliche Sicht mache Fashionblogs laut der Internetseite der Agentur nämlich aus.
Auf der Webseite der deutschen Fashionbloggerin Anna Frost gibt es sogar einen Shop, in dem man die von ihr gezeigten Produkte direkt kaufen kann. Bei diesem Beispiel wird schnell klar, dass es nicht mehr um persönliche Tipps geht, die sie weitergeben will, sondern vor allem darum, Produkte für andere zu vermarkten und damit Geld zu verdienen.
Dieses Konzept zieht sich durch fast alle Fashionblogs erfolgreicher deutscher Blogger, die ich unter die Lupe genommen habe. Auf den Seiten der Berlinerinnen Masha Sedgwick und Josie Loves wird sogar direkt auf die Seite ihrer Agentur „Cover-PR“ verwiesen, wo man Fashionblogger als Aushängeschild für seine Marke buchen kann.
Mit der zunehmenden Relevanz des Videoportals YouTube schwappt das Phänomen „Fashionblog“ nun auch immer mehr auf die Video-Blogger-, kurz Vlogger-Szene über.
Fashion-Vlogger fangen meist wie konventionelle Blogger damit an, im Internet über Mode und Beauty als Hobby und für ein eher kleines Publikum zu berichten. Privat drehen sie ihrem Zimmer Videos, um ihre persönlichen Tipps und Ideen mit anderen zu teilen und sich selbst darzustellen. Doch je mehr Abonnenten die mehrheitlich jungen Fashion-YouTuber haben, desto professioneller und ansprechender erscheinen ihre Videos. Viele haben sogar über eine Million Abonnenten und werden von Fans auf der ganzen Welt angeschaut.
Doch sind die Tipps der Vlogger wirklich ihre eigene unverfälschte Meinung? Beim genaueren Hinsehen wird schnell deutlich, dass dies wie bei den konventionellen Fashion-Bloggern nicht der Fall ist.
Der mit fast 7 Millionen Followers wohl erfolgreichste amerikanische YouTube-Star Bethany Mota, gewann kürzlich sogar einen „Teen Choice Award“. Diese Auszeichnungen sind Preise, die in den USA nur an die absoluten A-Promis wie z.B. Miley Cyrus oder Ed Sheeran verliehen werden. Bethany Mota kreierte unter anderem bereits eine Modelinie und ein Parfüm für das kalifornische Modelabel Aeropostale. Die Produkte aus ihren verschieden Kollektionen zeigt und bewirbt sie in so gut wie allen Videos, die auf ihrem Kanal erscheinen.
Ebenfalls für die Auszeichnung nominiert war Michelle Phan, die seit 2007 auf YouTube aktiv ist. Allein 2013 soll sie mit ihrer Werbung für L’Oréal und andere Kosmetikkonzerne, den Softdrinkhersteller Dr. Pepper und verschiedene Modelabel, sowie mit ihrer eigenen Makeup-Linie 5 Millionen Euro verdient haben. Mit Product-Placement und Werbung über YouTube lässt sich also eine Menge Geld einheimsen.
Es ist vor allem ihr Auftreten als ganz normale Mädchen, als eine Art hübsche und erfahrene „Internet-beste-Freundin“, das die Fans der YouTube-Vlogger begeistert. Es sorgt dafür, dass allem, was sie in ihren Videos zeigen, großes Vertrauen entgegengebracht wird. Dies und Reichweiten von mehreren Millionen Fans sind perfekte Voraussetzungen für werbetreibende Unternehmen, um Teenager und junge Erwachsene zu erreichen.
Doch es besteht die Gefahr, dass das Interesse der YouTuber, ihre eigenen ehrlichen Tipps weiterzugeben, verloren geht. Die Versuchung ist groß, jedes beliebige Produkt zu bewerben, solange es viel Geld einbringt. Mit der Zeit könnte so der Charme der selbst gedrehten, oft nicht ganz perfekten Videos durch zunehmende Professionalität und Kommerzialisierung der Werbewelt verloren gehen. Schon jetzt scheint es in Fashion-Blogs und auf YouTube-Fashionkanälen vermehrt nur noch um das reine Bewerben von Markenprodukten zu gehen.