„Buy it, use it, break it, fix it“ | MTP e.V.

Es ist Sonntagabend, morgen haltet ihr ein Referat und müsst noch schnell eure Präsentationsmaterialien ausdrucken, doch auf eurem Laptop blinkt eine Fehlermeldung auf und euer Drucker zeigt nicht viel mehr als ein Fehlercode an.
Die Diagnose: Mehr als einen neuen Drucker zu kaufen, bleibt euch nicht übrig, weil der Fehler vom Unternehmen vorprogrammiert wurde.

Diese Strategie der Unternehmen wird als geplante Obsoleszenz bezeichnet – eine systematische Verkürzung der Lebensdauer von Produkten. Der Hersteller kann somit sowohl ein schnelleres als auch ein langsameres Verfallsdatum seiner Produkte konzipieren. Mehr Umsatz, die Konkurrenzfähigkeit und die Marktführung zu übernehmen, sind die attraktivsten Beweggründe die Obsoleszenz geplant einzuführen. Darüber hinaus kann das Unternehmen den Käufern mehr Serviceleistungen anbieten und ggf. ungeplante Fehler in der Produktion umgehen, wie z.B. eine Sicherheitslücke einer App, indem sie eher vom Markt genommen wird.

Kaputt ist nicht gleich Schrott!

Das erste Mal bin ich mit diesem Thema in Kontakt gekommen als mein Drucker ohne Vorwarnung die Arbeit eingestellt hat. Vom einen zum anderen Moment ist er von voll funktionsfähig auf Fehlercode XYZ umgesprungen. Und das, wie soll es auch anders sein, nach Ablauf der Garantie. Bei Überprüfung auf der Herstellerseite wurde mir unter diesem Fehlercode mitgeteilt, dass ich statt einem Drucker jetzt nur noch Elektroschrott vor mir hätte und mir einen neuen kaufen müsse.

Damit wollte ich mich nicht abfinden. Deshalb habe ich weiter recherchiert und mich durch diverse Foren gekämpft. Denn diese Art von Problemen tritt bei gefühlt jedem Hersteller und jeder Marke auf. Was hier aber ein Glücksfall für mich war, da ich nach einiger Zeit eine Lösung fand. Laut dem Forum hatte mein aktuell überdimensionierter Briefbeschwerer nämlich gar keinen Hardwaredefekt, sondern lediglich einen vorprogrammierten Softwarefehler, der behebbar wäre. Durch Eingabe einer bestimmten Tastenfolge sollte der Drucker, und damit auch der Fehler, wieder in seinen Ursprungszustand zurück gesetzt werden. Und tatsächlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich abwechselnd und in unterschiedlichster Kombination die Pfeiltasten zigmal drücken musste, war mein kleiner Freund wieder bereit seine Arbeit aufzunehmen.

Aber nicht nur Drucker stellen auffällig oft, kurz nach dem Ende der gesetzlichen Gewährleistung, ihren Betrieb ein. Ähnlich war es bei meiner PlayStation. Ein nagelneues Spiel konnte einfach nicht gelesen werden. Da ich dachte, dass es an dem Spiel lag, bin ich in das Geschäft zum Umtauschen gegangen. Der Verkäufer hat mir das Spiel ohne Probleme umgetauscht, mir aber den Hinweis mitgegeben, dass es höchstwahrscheinlich an  meiner Spielkonsole läge. Er habe gehört, dass mein Problem durch den Hersteller von Beginn an eingeplant gewesen sei.
Aber stimmt das wirklich? Und wieso machen die Hersteller das?

Warum machen Unternehmen das?

Unternehmen versprechen sich von dieser Strategie die Kunden stärker an sich zu binden und sie als Wiederkäufer zu gewinnen. Auch hier kommen wir wieder auf das Beispiel der Druckerhersteller zurück, welche Farbpatronen bewusst kurzlebiger und individueller auf den Markt bringen. Die Druckerpatronen sind mit Chips ausgestattet, die vom Drucker erkannt werden müssen, damit die Patrone verwendet werden kann. Der Kauf billigerer Vergleichsprodukte wird unterbunden, da das Unternehmen den Käufer vor qualitativ minderwertiger Ware der Konkurrenz schützen möchte.

Wegschmeißen und Neukaufen?

Der vermeintliche Plan der Hersteller ist es, mit der geplanten Obsoleszenz die Kunden zum Neukauf zu animieren. Aber wie bereits erwähnt, gibt es Alternativen. Eine Möglichkeit ist es, sich im Internet mit Gleichgesinnten auszutauschen. Oft findet man in Foren jemanden, der das Problem gelöst oder umgangen hat, inklusive einer Anleitung zum Reparieren. Oft ist es nicht mal so kompliziert wie man denkt und es reicht schon ein paar Tasten zu drücken. Selbst wenn man die Geräte aufschrauben muss, ist es einen Versuch wert. Kaputt machen kann man schließlich nichts mehr. Das haben die Hersteller freundlicherweise bei der Produktion für einen übernommen.

Wenn man den Fehler nicht selbst reparieren kann oder nicht das passende Werkzeug hat, dann bekommt man, in sogenannten Repaircafés, Hilfe von erfahrenen Hobbybastlern.

Und wenn man so seine vermeintlich defekten Geräte vor der Müllhalde bewahrt, spart man nicht nur Geld, sondern schont auch noch die Umwelt. Also versucht euch ruhig selbst mal an der Reparatur, denn wie bereits das größte Poetenduo Daft Punk sagte:

Autoren:

Nancy Hennig

GS Chemnitz

Tobias Ziesecke
GS Berlin

Kaufverhalten, Lebenszyklus, Obsoleszenz, Produkt, Recycling, Reparatur
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