true fruits, ein Anbieter für Smoothies aus Bonn, sorgte in der Vergangenheit immer wieder mit stark provozierender Werbung für Aufsehen. Im Februar kam es zu intensiven Diskussionen auf Instagram.
Wo liegen die Grenzen des Marketings?
Wir alle wissen, dass provokantes und doppeldeutiges Marketing in bestimmten Bereichen sehr passend sein kann und damit ein hoher Grad an Aufmerksamkeit erzielt wird. Darf Werbung allerdings auch sexistisch und ausländerfeindlich sein? Im Idealfall erreicht eine erfolgreiche Kampagne viele Kunden und potenzielle Käufer. Diese können sich jedoch auch angegriffen, verletzt oder nicht respektiert fühlen.
Die Kampagnen
Mit Sprüchen wie „Unser Quotenschwarzer“ und „Schafft es selten über die Grenzen“, die neben einer schwarzen Flasche platziert sind, sorgte das Unternehmen mit einem Umsatz von 43 Millionen Euro (2017) für hitzige Diskussionen. Bei einer anderen Kampagne, bei der eine neue Sorte mit Chia-Samen beworben wird, lässt das Unternehmen Plakate mit unter anderem folgenden Sprüchen drucken: „Oralverzehr – schneller kommst du nicht zum Samengenuss“, „Besamt & befruchtet“ und „Bei Samenstau schütteln.“
Reaktionen von Kooperationspartnern
Nicht nur bei Kunden und in den sozialen Netzwerken, sondern auch bei anderen Unternehmen sorgt die wortwitzige Marketingstrategie des Smoothie-Herstellers teilweise für großes Aufsehen. Die deutsche Bahn hatte offenbar Probleme mit diesen Werbeinhalten und hat einige Plakate an Bahnhöfen verboten. Auch der Lebensmittelhändler REWE wollte diese Art von Werbung nicht unterstützen und nahm eine schwarze Flasche mit der Aufschrift „Vagina“ aus dem Sortiment.
Statement seitens true fruits
true fruits selbst lässt diese Kampagnen durchaus nicht unkommentiert und äußert sich sehr selbstsicher gegenüber den Vorwürfen. „Wir haben darüber nachgedacht, ob diese Art der Kommunikation öffentlichkeitstauglich ist, kurz überlegt und festgestellt, dass es uns egal ist“, hieß es aus der Bonner Marketingabteilung.
Auf Instagram wird von Seiten des Unternehmens auf die durchaus berechtigte Kritik gepostet „Ja, wir sind diskriminierend“. In einem ausführlichen Posting auf der unternehmenseigenen Instagram-Seite beziehen sie Stellung zu den jeweiligen Kampagnen und erläutern ihre Denkweisen und Intentionen.
So heißt es dort unter anderem „Wir finden Rassismus genauso zum Kotzen, wie alle Formen der Diskriminierung. (…) Wir sind diskriminierend gegenüber dummen Menschen, denn dumme Menschen schließt unsere Art der Kommunikation eindeutig aus. Und wenn genau diese Gruppe von dummen Menschen meint (…) wie ein pöbelnder Mob Hetze gegen uns zu betreiben, ja dann senden wir ein kräftiges „Fuck you“. Was sollen wir auch anderes tun, denn Intelligenz lässt sich nun mal schwer versenden.“
Gerechtfertigt oder inakzeptabel?
Nachdem man nicht nur die Werbesprüche, sondern auch die Reaktionen aus Bonn gelesen hat, mag man meinen, dass es sich bei dem Unternehmen um einen Saftladen handelt. Und damit hat man noch nicht einmal Unrecht.
Folgend lässt sich also die Frage stellen, ob es sich bei der Art der Kommunikation um geniales Marketing handelt und alle Kritiker schlichtweg „dumme Menschen“ sind, die keinen Sinn für Humor und Satire haben oder ob all die Diskussionen gerechtfertigt – eventuell sogar untertrieben – sind und noch mehr Widerstand gegen diese angreiflichen Werbemaßnahmen betrieben werden sollte.
Was allerdings feststeht ist, dass sich true fruits momentan – wortwörtlich – in aller Munde befindet.
Autor:
Alexander Bröer
GS Münster
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Der beste Artikel seit langem im Magazin. Danke!