Noch vor etwa 20 Jahren hat man sich meist keine großen Gedanken über die zahlreichen Plastikverpackungen in Supermärkten gemacht. Warum auch? Lebensmittel können dadurch nicht nur luft- und feuchtigkeitsgeschützt aufbewahrt werden, sondern sind zudem auch abgeschirmt von jeglichen Keimen. Das Material war konservierungstechnisch also nahezu eine Revolution und 1989, elf Jahre nach der Erfindung der PET-Flasche, wurden schon mehr als hundert Millionen Tonnen Plastik produziert. Neben der Lebensmittelindustrie interessierten sich aber auch zahlreiche andere Industriebereiche für das Material, da es bei einem niedrigen Preis einen hohen Nutzen versprach.
Der Gedanke, dass der Kunststoff sich nur sehr langsam zersetzt und somit unsere Umwelt und auch uns selbst gefährdet, war in vielen Köpfen noch nicht weit verbreitet. Für die meisten war es ganz normal die Einkäufe in einzelne Plastiktüten zu verpacken, die nach ihrem einmaligen Gebrauch im Müll landeten.
Zwar besteht die Möglichkeit Plastik zu recyceln, allerdings werden nur geringfügige Mengen unseres Mülls wirklich wiederverwertet. Ein großes Problem sind vor allem Einwegflaschen. Wie der Name schon vermuten lässt, werden sie gekauft, einmal benutzt und sehen die Flüssigkeit, die sie einst beinhaltet haben, höchstens in dem Ozean wieder, in dem sie oft am Ende ihrer kurzen Reise ankommen.
Um diese Plastikflut wenigstens einzudämmen, im Idealfall natürlich komplett zu regulieren, müssen vor allem wir einiges an unserem gewohnten Kaufverhalten ändern, da präventive Regelungen und Vorschriften lange auf sich warten lassen. Um uns das Anpassen unserer Gewohnheiten zu erleichtern und sinnvolle Alternativen zu schaffen, gibt es viele innovative Ideen, die bereits in die Tat umgesetzt werden. Viele Start-ups setzen sich bereits für den Umweltschutz ein, indem sie alternative Produkte zu den gängigen Varianten auf den Markt bringen.
Mittlerweile relativ bekannt ist das Unternehmen „Original Unverpackt“ aus Berlin, das schon 2014 gegründet wurde. Ob Pflegeprodukte, Gewürze oder Kaffeebohnen, hier wird man fündig. Nach Verpackungen hingegen sucht man vergeblich. Das System ist eigentlich ganz einfach: Die meisten Produkte werden in großen Gläsern angeboten, aus denen man sich die gewünschte Menge in sein mitgebrachtes Behältnis abfüllen kann. Dann heißt es nur noch wiegen und nach Gewicht zahlen. Dass die Idee Erfolg hat, zeigt sich daran, dass es in Deutschland bereits 38 Filialen der Unverpackt-Kette gibt, in denen man umweltbewusst konsumieren kann. Inzwischen gibt es auch noch weitere unabhängige Läden, die das Konzept anwenden und den Verzicht auf Verpackungen erleichtern.
Auch das Start-up „Wildwax Tuch“ aus Frankfurt versucht den Plastikmüll zu reduzieren, indem es eine Alternative zur handelsüblichen Frischhaltefolie anbietet. Schon in früheren Jahrhunderten war ein in Bienenwachs getränktes Leinentuch üblich, um Lebensmittel frisch zu halten. Es wurde allerdings von den neueren Entwicklungen überholt und heute denkt noch kaum jemand an das praktische und umweltschonende Tuch. Das Wildwax Tuch hält etwa zwei Jahre und kann durch einfaches Abwaschen immer wieder verwendet werden. Mittlerweile bekommt das Unternehmen Aufträge aus aller Welt und produziert täglich etwa 1.000 Tücher.
Das Start-up „TerraCycle“ rollt den Müllteppich mal von hinten auf. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, „Nicht-Recycelbares“ zu recyceln. Nicht nur Firmen, sondern auch öffentliche Einrichtungen wie Vereine oder Schulen können ihren gesammelten Müll bei „TerraCycle“ einschicken oder an einer öffentlichen Sammelstelle abgeben. Zu den eingeschickten Produkten gehören unter anderem Kugelschreiber oder andere Stifte aus Kunststoff, die dann zu Gartenmöbeln, Gießkannen oder auch Mülleimern weiterverarbeitet werden können. Mit jedem eingeschickten Paket ab 20 Kilo verdient man als Sammelstelle sogenannte TerraCycle-Punkte, die als Spende einer Organisation nach Wahl zu Gute kommen.
Umweltbewusster leben ist also mit den richtigen Alternativen gar nicht so schwer. Die beste Lösung, um der Plastikflut entgegen zu wirken, ist es, schon beim Einkauf darauf zu achten möglichst wenig Plastikverpackungen mit nach Hause zu nehmen. In herkömmlichen Supermärkten ist es meist noch schwer ganz auf Plastik zu verzichten. Die „Unverpacktläden“ sind da eine willkommene Möglichkeit den Verpackungsmüll zu reduzieren. Auch im Haushalt kann man darauf achten weniger Kunststoff zu verwenden, wenn es zum Beispiel um das Aufbewahren von Lebensmitteln geht. Ein „Throwback“ in vergangene Zeiten hat gezeigt, dass es auch anders geht. Aber zusätzlich ist es auch möglich sich dafür einzusetzen, dass schon entstandener Müll noch sinnvoll verwertet und zu neuem Leben erweckt wird, statt in riesigen Müllbergen zu verenden.
Autorin
Karlotta Liepach
AS Marburg