Inwiefern werden wir, die KonsumentInnen, durch das Bild in den Medien beeinflusst und wie wirkt sich dies auf unser Selbstbild aus? Mit diesen Fragen haben sich in den letzten Jahren verschiedene Forscher beschäftigt und haben hierbei ebenfalls verschiedene Trends in den sozialen Medien betrachtet. Hier sind unter anderem der Fitspiration- und der Thinspiration-Trend zu nennen, die sowohl Zuspruch als auch Kritik bekommen haben.
Fitspiration und Thinspiration
Der Begriff “Fitspiration” wird von den Oxford Dictionaries als eine Person bzw. eine Sache definiert, die als Motivation dienen soll, einen gesunden Lebensstil zu erhalten bzw. Gewohnheiten zu Gunsten von Fitness und Gesundheit zu verbessern (Lexico, 2019). Der Begriff setzt sich aus den Worten “Fitness” und “Inspiration” zusammen. Bilder, die in diesem Zusammenhang gepostet werden, zeigen oft Frauen in Sportkleidung, die insbesondere sehr athletisch sind und definierte Muskeln aufweisen (Slater et al. 2017, S. 89).
Der Begriff “Thinspiration” setzt sich aus den Worten “thin” und “inspiration” zusammen. Hierbei ist eine Sache oder eine Person gemeint, die als Motivation für ein Individuum dient, ein sehr niedriges Körpergewicht zu halten (Lexico, 2019). Der Thinspiration-Trend besteht demnach insbesondere aus Content, der auf dem ultra-dünnen Ideal basiert und den Gewichtsverlust bewerben soll (Ghaznavi, & Taylor, 2015, S. 54). Der Thinspiration-Trend wird jedoch oft kritisch betrachtet, da Forscher der Meinung sind, dass hierbei Essstörungen verschönert werden.
Einfluss auf die Selbstwahrnehmung und Zufriedenheit
Viele Forscher haben sich bereits mit dem Einfluss der Medien und der durch die Medien vermittelten Vorbilder beschäftigt. So wurde in einer Studie festgestellt, dass jugendliche Mädchen, die im Durchschnitt mehr Zeit auf Facebook verbrachten, eine größere Unzufriedenheit mit ihrem eigenen Körper zeigten (Tiggemann, & Slater, 2013, S. 632).
In vielen Studien ist hierbei insbesondere von idealisierten Bildern die Rede, die einen negativen Einfluss auf die Zufriedenheit haben. Sowohl der Thinspiration- als auch der Fitspiration-Trend publizieren Bilder, mit denen KonsumentInnen einen Vergleich aufstellen sollen. Bei einer Analyse von Bildern unter den Hashtags #thinspiration und #thinspo stellten Forscher fest, dass die Selbstobjektivierung erhöht, sowie ungesunde Standards von Schönheit vermarktet werden (Ghaznavi, & Taylor, 2015, S. 59 f.).
Bei einer weiteren Studie wurden Teilnehmerinnen in zwei Gruppen eingeteilt. Der einen Gruppe wurden Bilder zu dem Thema “Reisen” gezeigt, während die andere Gruppe Bilder unter dem Hashtag #fitspiration betrachtete. Davor und danach beantworteten die Testpersonen Fragen zu ihrer Körperzufriedenheit und ihrem Selbstbewusstsein. Obwohl der Fitspiration-Trend in seinem Ursprung eine inspirierende Wirkung zeigen soll, resultiert die Beschäftigung mit Fitspiration in einer höheren Unzufriedenheit und niedrigerem Selbstbewusstsein (Tiggemann, & Zaccardo, 2015, S. 65).
Einfluss auf das Essverhalten
Die Medien führen laut Studien dazu, dass die Menschen von ihrer Umgebung abgelenkt sind und sich nicht mehr bewusst sind, was sie essen. Darüber hinaus könnte es sein, dass inakkurate Informationen aus dem Internet bezogen werden, wie man sich angeblich gesünder ernährt (Vaterlaus et al., 2015, S. 156).
Viel verheerender ist jedoch, wenn durch den Einfluss der Medien eine Essstörung entsteht. Bei einer Studie wurden Teilnehmerinnen 20 Minuten lang Facebook ausgesetzt und füllten jeweils davor und danach einen Fragebogen aus. Schon nach den 20 Minuten wurde ein Einfluss, wenn auch klein, auf die Entwicklung von Essstörungen festgestellt (Mabe et al., 2014, S. 520).
Fitspiration und Thinspiration zeigten in Analysen Botschaften, die als Essstörungen steigernd eingeschätzt werden können. Insbesondere der Thinspiration-Trend und die Internalisation des dünnen Ideals zeigten ein erhöhtes Risiko, eine Essstörung zu entwickeln. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass auch Fitspiration-Seiten mögliche schädigende Botschaften in Bezug auf das Essverhalten verbreiten, da oft auch Aussagen gemacht werden, die den Konsumentinnen Schuldgefühle in Bezug auf ihr Gewicht bereiten sollen.
Einfluss auf das Sportverhalten
Befragte in Fokusgruppen und Interviews gaben an, dass der Fitspiration-Trend durchaus als Motivator, jedoch auch als Hindernis fungieren kann. Beispielsweise kann man sich im Internet neue Workouts angucken und diese in der Folge ausprobieren. Oder man kann durch Apps seine Fortschritte dokumentieren. Jedoch kann man auch inakkurate Informationen durch das Internet erhalten oder durch den Gebrauch abgelenkt werden (Vaterlaus et al., 2015, S. 154). Außerdem ist fraglich, ob nur dadurch, dass man sich im Internet durch den Trend inspirieren lässt, dieses Verhalten dann auch adaptiert wird.
Abschließende Gedanken der Autorin
Wir alle verbringen viel Zeit in den sozialen Medien. Tagtäglich kommen wir mit Content in Berührung, der uns ein gewisses Ideal vorgeben will und ob bewusst oder nicht, haben wir alle ein Vorbild, dem wir nachstreben. In der heutigen Zeit muss man hier jedoch aufpassen, dass die Nacheiferung nicht in ein zwanghaftes Verhalten oder sogar eine Sucht umschwingt. Durch die Recherche zu diesem Thema sind mir selbst viele Accounts aufgefallen, denen ich gefolgt habe, die möglicherweise schädigenden Content verbreiten. Ich glaube, man muss von Zeit zu Zeit sein eigenes Verhalten reflektieren und sich überlegen, welchem Druck man sich selbst aussetzen möchte. Schließlich ist es letztendlich wichtig, dass man zufrieden mit sich selbst ist und nicht, dass man einem gewissen Ideal entspricht.
Autorin:
Johanna Wendt
Quellen:
Lexico (n. d.). Abgerufen am 25.11.2019, von https://www.lexico.com/en/definition/fitspiration
Lexico (n. d.). Abgerufen am 08.11.2019, von https://www.lexico.com/en/definition/thinspiration
Slater, Amy; Varsani, Neesha; Diedrichs, Phillippa C. (2017). #fitspo or #loveyourself? The impact of fitspiration and self-compassion Instagram images on women’s body image, self-compassion, and mood. Body image, 22, S. 87–96. DOI: 10.1016/j.bodyim.2017.06.004.
Ghaznavi, Jannath; Taylor, Laramie D. (2015). Bones, body parts, and sex appeal: An analysis of #thinspiration images on popular social media. Body image, 14, S. 54–61. DOI: 10.1016/j.bodyim.2015.03.006.
Tiggemann, Marika; Slater, Amy (2013). NetGirls: The Internet, Facebook, and body image concern in adolescent girls. The International journal of eating disorders, 46, S. 630–633. DOI: 10.1002/eat.22141.
Tiggemann, Marika; Zaccardo, Mia (2015). „Exercise to be fit, not skinny“: The effect of fitspiration imagery on women’s body image. Body image, 15, S. 61–67. DOI: 10.1016/j.bodyim.2015.06.003.
Vaterlaus, J. Mitchell; Patten, Emily V.; Roche, Cesia; Young, Jimmy A. (2015). #Gettinghealthy: The perceived influence of social media on young adult health behaviors. Computers in Human Behavior, 45, S. 151–157. DOI: 10.1016/j.chb.2014.12.013.
Mabe, Annalise G.; Forney, K. Jean; Keel, Pamela K. (2014). Do you “like” my photo? Facebook use maintains eating disorder risk. Int. J. Eat. Disord. 47, S. 516–523. DOI: 10.1002/eat.22254.
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