Trends der Papier- und Verpackungsindustrie: Nachhaltiger und digitaler aus der Krise? | MTP e.V.

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Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Seit Jahren sind das die beiden Top-Trends in der Papier- und Verpackungsindustrie; eine Anfang dieses Jahres durchgeführte Studie belegt diese Aussage erneut. Doch seitdem ist viel passiert – die Covid-19-Krise hat ihre Spuren hinterlassen. Was bedeutet das für die Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsstrategien von Papier- und Verpackungsunternehmen?

Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die beiden wichtigsten Trends für Papier- und Verpackungsunternehmen: Das bestätigte erneut eine Umfrage Anfang diesen Jahres, bei der Führungskräfte aus der Branche diese beiden Themen mit Abstand am häufigsten nannten. Doch folgt daraus automatisch, dass die Unternehmen ihre Prozesse systematisch digitalisieren und vermehrt auf nachhaltige Produktionsweisen oder Materialien setzen? Leider nein: Zwar weiß die Branche, dass hier Handlungsbedarf besteht, konkrete Strategien werden jedoch nur zögerlich umgesetzt.

Der Druck, nachhaltigere Produkte auf umweltfreundlichere Weise zu produzieren, entsteht meist nicht aus einer Selbstverpflichtung der Papier- und Verpackungsunternehmen heraus. Vielmehr ist die steigende Nachfrage von Konsumenten und Händlern der Antrieb für stärkere Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit. Das Resultat: Zwar führen 84 Prozent der befragten Unternehmen aktuell Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit aus. Doch hat über die Hälfte derer (52 Prozent) keine klar definierte Strategie mit aufeinander aufbauenden Initiativen.

Woher rührt das? Noch sehen zahlreiche Player aus der Papier- und Verpackungsindustrie Nachhaltigkeit lediglich als „Hygienefaktor“, der, wenn überhaupt, zur Imagepflege genutzt wird. Ausreichend monetisiert oder gar als Wachstumschance begriffen wird das Thema oft noch nicht. Ein Fehler, denn die langfristige Entwicklung zeigt, dass Sustainability als entscheidendes Kaufkriterium bei Kunden weiter zunimmt. Experten unserer Umfragen schätzten, dass über ein Viertel der aktuellen Umsätze mit zumindest teilweise grünen Produkten im Bereich Sustainability liegen und hier zwischen sechs und acht Prozent mehr Zahlungsbereitschaft besteht. Derzeit überwiegen bei vielen Unternehmen noch die Herausforderungen der Monetarisierung nachhaltiger Produkte. Danach gefragt, nannten die Studienteilnehmer vor allem die Schwierigkeit, Einkäufer von den Vorteilen umweltfreundlicher Angebote zu überzeugen, da hier oft keine klare Differenzierung geschieht. Eine weitere Herausforderung stellt die Tatsache dar, dass die Definition dessen, was „nachhaltig“ ist häufig material- oder gar kundenabhängig ist. Abhilfe schafft eine überzeugende Verkaufsargumentation des Vertriebs. Nach dem Prinzip des „Storytelling“ benötigen Vertriebsmitarbeiter eine detaillierte Value Selling Story, in der die Bedürfnisse verschiedener Kundensegmente klar ausgearbeitet sind und adressiert werden, um erfolgreich zu sein.

Digitale Prozesse: Durch Covid-19 wichtiger denn je

In unserer Umfrage Anfang des Jahres – also vor Ausbruch der globalen Corona-Pandemie – war Digitalisierung bereits ein dominierendes Thema. Papier- und Verpackungsunternehmen schätzen es vor allem hinsichtlich ihrer Vertriebsprozesse als wichtig ein, jedoch erwarten sie zusätzlich auch Auswirkungen auf Produktion und Logistik. Das bestätigt sich zum Teil in der prognostizierten Entwicklung der Vertriebskanäle: Die befragten Führungskräfte rechneten für die Zukunft mit einer steigenden Bedeutung von E-Commerce, jedoch steht der erwartete Umsatzanteil von elf Prozent auch künftig noch im Schatten des traditionellen Großkunden- und Direktvertriebs, die mit rund 40 Prozent weiter die vorherrschenden Vertriebskanäle sind. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Befragten den Bedarf an kundenspezifischen Einzellösungen im Vertriebsprozess oft überschätzen.

Allerdings: Seit der Durchführung der Befragung ist einiges geschehen, der Ausbruch der globalen Covid-19-Pandemie und die daraus resultierenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens sowie Kontaktbeschränkungen auch am Arbeitsplatz haben in zahlreichen Branchen ein Umdenken in Sachen Digitalisierung nötig gemacht. Ein agiler, remote-agierender Vertrieb eröffnet Unternehmen attraktive Alternativen, solange Vor-Ort-Verkaufsgespräche nicht möglich oder erwünscht sind. Es wäre zu erwarten, dass auch in der Papier- und Verpackungsindustrie durch COVID entsprechende Impulse gesetzt wurden. Fakt ist: Wer sich jetzt digital aufstellt, macht sich also nicht nur für eine Nach-Corona-Zeit nachhaltig zukunftsfähig, sondern sichert auch Umsätze seines Unternehmens in einer Krise, von der keiner weiss, wie lange sie dauert.

Fazit: Nachhaltigkeit und Digitalisierung nehmen weiter Fahrt auf, trotz und auch wegen der aktuellen Covid-19-Krise

Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind Themen, die die Papier- und Verpackungsindustrie seit Jahren beschäftigen. Eine Kurzstudie Anfang des Jahres zeigte, dass die Industrie in beiden Bereichen eher Getriebener als Treiber ist.  Die aktuelle  COVID-19-Krise mag hier vielleicht zeitweise Prioritäten verlagern, um eine strukturierte Auseinandersetzung mit den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden Unternehmen der Industrie jedoch nicht herumkommen, wenn sie auch in Zukunft profitabel agieren möchten.

Dr. Daniel Bornemann

Partner bei Simon Kucher & Partners

Mark-Daniel Rentschler

Senior Director bei Simon Kucher & Partners

Stephanie Sparber

Director bei Simon Kucher & Partner
Digital, Kooperation, Nachhaltigkeit, Trend, Umwelt, Verpackungsmüll, Zukunft
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