Praktikum im Home Office – Gute Alternative oder reine Zeitverschwendung? | MTP e.V.

Seit fast anderthalb Jahren beherrscht die Corona Pandemie schon die Welt. Die Menschen sitzen zuhause vor ihrem Computer, jeder für sich allein und erledigen ihre Arbeit, lernen oder studieren. Während Vorlesungen, Seminare und Tutorien im Universitätsbereich alle digitalisiert werden konnten, verbleibt eine Frage, die sich jeder Studierende im Laufe des Studiums mindestens einmal stellt: Wo mache ich mein nächstes Praktikum?

Und genau diese Frage ist momentan schwer zu beantworten. Viele Unternehmen können keine Praktika in Präsenz anbieten, da der Großteil der Mitarbeiter im Home Office sitzt. Also kein Praktikum möglich. Oder? Mittlerweile gibt es immer mehr Stellenanzeigen, die Praktika im Home Office anbieten. Dabei bleibt der Aufgabenbereich gleich, nur der Arbeitsort verlegt sich nach Hause und die Vorstellungsgespräche finden digital statt. Aber ist ein Praktikum von zuhause aus überhaupt ein richtiges Praktikum?

Mein Praktikum im Home Office

Ich hatte das Glück letztes Jahr ein Praktikum im Bereich Marketing ergattern zu können. Wir befinden uns im März 2020. Die Welt ist noch in Ordnung. Naja fast. Immerhin das Vorstellungsgespräch kann noch im Café persönlich stattfinden. Soweit so gut. Ich erhalte meine ersten Informationen über das Praktikum. Drei Monate lang unterstütze ich ein Start Up mit Hilfstätigkeiten und kann dabei mein Marketingwissen aufstocken und meine Kenntnisse in den Adobe Programmen verbessern. Voller Vorfreude mache ich mich am ersten Tag des Praktikums zurecht – um mich an meinen heimischen Schreibtisch vor den Laptop zu setzen.

Denn nun steht die Besprechung der ersten Woche an. Die Aufgabenliste erhalte ich per Mail, die einzelnen Tätigkeiten besprechen wir über Zoom – bei Fragen soll ich anrufen oder eine Mail schreiben. Ich mache mich an die Arbeit und erledige die ersten To-Dos. Schnell stelle ich fest, dass ich deutlich flexibler in meiner Zeiteinteilung bin. Es gibt keine feste Bindung an 9 to 5, ich kann die Aufgaben auch mitten in der Nacht erledigen. Einzige Voraussetzung: Bis zum Sonntag der jeweiligen Woche ist alles erledigt. Leider nutze ich das gerne aus…

„Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde nie etwas fertig.“ – Mark Twain

Zur Vorbereitung auf meine Aufgaben erhalte ich verschiedene Links und Tutorials. Live-Besprechungen meiner erstellten Arbeiten gestalten sich sehr schwierig – das Internet fällt ständig aus. Letztendlich passiert vieles über den E-Mail-Verkehr. Aber auch dort gibt es einige Probleme. Mal ist der Anhang zu groß, mal geht die Qualität verloren und manchmal hängt sich auch einfach das Mail Programm auf.

Nach zwei Monaten habe ich bereits einen guten Einblick gewinnen können und einige Designs erstellt. Zwar kenne ich nun alle Tricks eine große Datei zu verschicken und arbeite deutlich schneller und effizienter an meinem Laptop, konnte allerdings auf der anderen Seite nur einmal einem Kundengespräch beiwohnen und hab keinen einzigen Tag im Büro verbracht. Die Arbeit macht mir immer noch sehr viel Spaß, aber langsam vereinsame ich vor meinem Laptop. Eben schnell einen Kaffee mit den Kollegen trinken oder abends mal weggehen ist eben nicht möglich. So warte ich auf die nächste Mail mit weiteren Anweisungen. Highlights bleiben die seltenen Möglichkeiten sich in einem Café zu treffen und komplexere Themen und Arbeiten durchsprechen zu können.

Halte ich mein Praktikum in der Marketingagentur also für reine Zeitverschwendung?

Klares nein. Die drei Monate haben mich fachlich sehr viel weitergebracht und ich habe Einiges dazulernen dürfen. Außerdem konnte ich mir meine Zeiten frei einteilen und es war somit möglich meinen Nebenjob zu den normalen Arbeitszeiten weiter auszuführen und zu studieren. Auch war und bin ich immer noch sehr dankbar für die Chance sich in dieser schwierigen Situation für diverse Praktikumsstellen bewerben zu können und neben der Theorie im Studium Praxiserfahrung sammeln zu können. Nichtsdestotrotz kann meiner Meinung nach nichts ein Praktikum in Präsenz ersetzen, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch soziale Kompetenzen fördert und Menschen vernetzt.

In der Zukunft ist wohl ein hybrides Angebot die optimale Lösung. So bleiben wichtige Aspekte wie das Kennenlernen des Büroalltags, der Firmenhierachie und der Umgang mit Kollegen, Führungspersonen sowie Kunden nicht auf der Strecke und gleichzeitig wird dem Studierenden mehr Flexibilität geboten. Ich bin sehr gespannt wie die Praktika nach der Pandemie gestaltet werden.

Lisa Sophie Hülsken

GS Münster
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