Eiweißbrot, Eiweißmüsli, Eiweißpudding. Diese und viele der Weiteren sogenannten High-Protein-Produkte findet man heutzutage fast in jedem Supermarkt. In der Regel werben sie mit einem schwarzen Aufdruck oder Schriftzug für den besonders hohen Proteingehalt und ziehen somit viele fitnessbegeisterte Kund*innen an.
Angefangen hat der Trend mit Ernährungsarten wie Low Carb oder Paleo und hat sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Hype entwickelt. Seit Proteinprodukte 2017 zum Marktsegment des Jahres gekürt worden sind, hat sich der Umsatz mit diesen Produkten in den letzten Jahren fast verfünffacht und immer mehr Lebensmittel dieser Sorte kommen auf den Markt.
Auch wenn Protein-Produkte mit dem Versprechen werben, den Muskelaufbau zu unterstützen und eine höhere sportliche Leistungsfähigkeit zu gewährleisten, werden laut GfK rund 70 Prozent aller Protein-Produkte von Menschen gekauft, die nicht übermäßig viel Sport treiben. High-Protein-Produkte gewinnen immer mehr an Lifestyle Charakter und versprechen den Genuss von Pudding und Co. ohne schlechtes Gewissen. So werden vor allem junge, dynamische und ernährungsbewusste Leute angesprochen, wie eine Studie der GfK Shopper Lab belegt.
Doch sind diese Produkte automatisch gesünder? Und was hat es mit dem neuen Food Trend auf sich?
Der tägliche Proteinbedarf einer erwachsenen Person beträgt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 0,8 bis 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Lediglich Leistungssportler*innen, schwangere, alte oder kranke Menschen weichen von dieser Norm ab.
Durch eine ausgewogene Ernährung wird dieser in der Regel bereits gedeckt. Übermäßiger Eiweißkonsum kann überdies bei Personen mit einer schwachen Leber zu gesundheitlichen Risiken führen. Zusätzlich wird auch die Niere stark beansprucht. Studien zeigen, dass sich der übermäßige Verzehr von rein tierischem Eiweiß negativ auf die Lebenserwartung auswirkt. So wird eine Kombination von tierischem und pflanzlichem Eiweiß von Experten empfohlen, da die biologische Wertigkeit in diesem Fall besonders hoch ist.
Laut der EU-Health-Claims Verordnung darf ein Lebensmittel dann als besonders eiweißreich beworben werden, wenn mindestens 20% der Kalorien auf den Eiweißanteil entfallen. Somit ist die Bezeichnung von High-Protein-Lebensmittelvarianten, wie High-Protein-Pudding, gerechtfertigt. Jedoch wird im direkten Preisvergleich deutlich, dass Verbraucher*innen den neuen Trend teuer bezahlen. Denn Hersteller verlangen für Protein-Produkte erheblich höhere Preise.
Ein 200g-Becher High-Protein-Pudding von Ehrmann kostet 1,29€, den höherkalorischen 190g Klassiker Ehrmann Grand Dessert Schoko Becher bekommt man bereits für 0,79€. Neben den etablierten Marken gibt es mittlerweile auch Eigenmarken der Discounter (z.B. Aldi) sowie Supermärkte (z.B. Rewe), welche mit ca. 0,89€ deutlich günstiger sind.
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Warum gibt es trotz der hohen Preise einen solchen Hype um die High-Protein-Produkte und welche Marketingstrategie verfolgen die Hersteller?
Wirft man einen Blick auf High-Protein-Produkte, so fällt direkt die Produktgestaltung auf. Das Design ist modern und trifft den Zeitgeist: ausdrucksstarke Farben, Kontraste und coole Schriftarten setzen die klaren Botschaften in Szene. So stechen die Produkte nicht nur zwischen den eher neutralen Produktdesigns von herkömmlichen Joghurts, Puddings & Co. hervor, sondern generieren eine starke Markenwelt.
Im Zentrum der Bewerbung von High-Protein-Produkten steht der erhöhte Proteingehalt. Der englische Claim „High-Protein“ hat sich durch die verschiedenen Unternehmen hinweg etabliert und findet sich bei nahezu jeder Marke.
Durch die zunehmende Zahl an Herstellern, die in das Trendsegment eintreten, werden die Produkte in Supermärkten oftmals gebündelt in einem Protein-Block platziert. POS-Aktionen, beispielsweise durch Displays außerhalb der Kühlung, schaffen zusätzliche Awareness.
Unser Fazit: Ganz nach dem Motto „wer schön sein will muss leiden“, greifen die Kund*innen bei diesen Produkten besonders tief in die Tasche. Zwar kann man den Proteinbedarf auch auf natürliche Art decken, doch durch den Fitnessfaktor wählen Konsument*innen beim Kauf von Junk Food die vermeintlich gesündere High-Protein-Variante, um so ihr Gewissen zu beruhigen.
Ronja De Boer
Viktoria Krol
Hanna Moser
Marie Regenfuß
Laura Thienelt
Quellen
https://www.galileo.tv/gesundheit/extra-eiweiss-wie-gesund-ist-der-protein-hype/
Eiweiß: zu viel Protein schadet den Nieren – Utopia.de
https://www.foodwatch.org/de/informieren/werbeluegen/mehr-zum-thema/protein-masche/
Wie viel Eiweiß ist gesund? | NDR.de – Ratgeber – Gesundheit
www.lebensmittelklarheit.de
https://www.markant-magazin.com/sortiment/eiweisspower-im-k%C3%BChlregal
https://www.ehrmann.de/produkte/high-protein/
https://shop.rewe.de/p/ehrmann-high-protein-pudding-schoko-200g/8215446?source=mc
https://fittastetic.com/tests/high-protein-pudding-test-ehrmann-lidl-rewe-aldi/#Kriterium_6_Der_Preis
https://www.horizont.net/schweiz/nachrichten/Neue-Produkte-von-Emmi-Proteine-in-puristischer-Verpackung-141523
https://www.arlafoods.de/produkte/protein/