Neue Herausforderungen in Zeiten der Pandemie
Fernab von Deutschland fing es an: Als im Dezember 2019 die ersten Fälle einer durch das Coronavirus ausgelösten Lungenentzündung in China bekannt wurden, ahnten nur wenige, welche globalen Auswirkungen sich daraus ergeben würden. Bis zum März 2020 hat sich Corona zu einer Pandemie entwickelt, deren Auswirkungen nun auch in Deutschland zu spüren waren. So hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Fernsehansprache, in welcher sie von einer Herausforderung mit „historischem Ausmaß“ spricht. Durch physical distancing soll eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindert werden. Ende März kommt es zum Lockdown: Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren sollen den physischen Kontakt weitestgehend eindämmen. Besonders hart trifft es die Gastronomie- und Veranstaltungsbranche. Die Maßnahmen machen einen weiterführenden Betrieb unrentabel bis unmöglich. Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen, wird die Initiative #AlarmstufeRot gegründet, welche zahlreiche Städte in Rot erleuchten lässt.
Nach einer kurzen Phase der Lockerung im Sommer steigen die Infektionszahlen, kommt es im November 2020 zum zweiten Lockdown. Ein klares Ende ist nicht in Sicht: Aufgrund der neu hinzugetretenen Virus-Mutationen haben sich Bund und Länder darauf geeinigt, die Maßnahmen vorerst bis zum 14. Februar 2021 zu belassen, eine Verlängerung ist denkbar.
Pandemie und Marketing
Die Pandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen stellen Unternehmen vor bisher nie dagewesene Herausforderungen. Wie soll in Zeiten von physical distancing Kunden- und Unternehmenskontakt gepflegt werden? Die Bedeutsamkeit von Präsenz-Veranstaltungen wie der Messe zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid. Demnach stellt die Messe eines der wichtigsten Instrumente in der B2B Kommunikation dar. Ihre Attraktivität liegt darin, dass sie als Basis einer vielgestaltigen Kommunikationspolitik dient. Im Gegensatz zu Webshop und Werbeanzeigen, wirkt die Messe multisensitiv. Voraussetzungen einer erfolgreichen Kommunikationspolitik wie Vertrauen, Zielgruppenorientiertheit und Zuverlässigkeit können so besser vermittelt werden.
Chancen des Eventmarketings
Das Eventmarketing hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Gründe dafür sind ein freizeitorientierter Wertewandel der Gesellschaft und die immer stärker werdende Informationsüberlastung als Resultat steigender Fragmentierung und Digitalisierung der Märkte.
Eventmarketing bietet die Chance, den Kunden aktiv in die Interaktion mit dem Unternehmen zu bringen. Er wird aus seiner Alltagswelt gelöst und kann Werbebotschaften persönlich und emotional erleben. So kann sich das Unternehmen trotz Informationsüberlastung vom Markt abheben. Dies ist jedoch auch mit großem Planungsaufwand und Unkosten verbunden, weshalb es bislang vor allem bei großen Unternehmen Anwendung findet. Durch die Pandemie sind solche Präsenz Veranstaltungen auf unbestimmte Zeit nicht denkbar.
Aber: es gibt Alternativen! Diese könnten sogar kleinen und mittelständigen Unternehmen die Chancen des Eventmarketings einfacher nutzbar machen.
Alternative Lösungsansätze
Ein Lösungsansatz ist eine neue Form des Online-Events. So dachte es sich der Gießener Unternehmer Christoph Seipp, welcher gemeinsam mit Dean Hanel nach neuen Möglichkeiten außerhalb den immer wiederkehrenden Zoom-Calls und Teams-Meetings gesucht hat. Die Funktionsweise der Lösung ist simpel und vielseitig anwendbar: Auf dem digitalen Event angekommen, kann sich der Teilnehmer als Avatar durch eine virtuelle Welt bewegen, die einem Computerspiel ähnelt. Die Besonderheit liegt darin, dass mit Avataren in der Nähe automatisch ein Video-Call beginnt und zugleich mit virtuellen Objekten (wie DJ-Pults, Spieltischen etc.) interagiert werden kann. Denkbar wäre so auch das Modell einer Online-Messe mit interaktiven Messeständen, bei denen Unternehmer und Kunden in direkten Kontakt zueinander treten. Gleichzeitig könnte auf den virtuellen Messestand eine Produktpräsentation verlinkt werden, welche sich beim interagieren öffnet. Falls ein Messeteilnehmer ein Gespräch führen möchte, zu dem andere Teilnehmer nicht automatisch dazustoßen sollten, gibt es auch dafür eine Lösung. Im Dezember haben bereits zwei Feiern auf einer solchen Plattform stattgefunden. Bei diesen wurden Spenden für die von der Pandemie wirtschaftlich betroffenen Künstler gesammelt. Im Vergleich zu Präsenz-Events ist das Eventmarketing in digitaler Form mit deutlich geringeren Unkosten verbunden. Zusätzlich können Menschen aus der ganzen Welt von zuhause aus teilnehmen. Hierin besteht eine große Chance für Unternehmen jeder Größe trotz der Pandemie weiterhin persönlich mit Kunden im Kontakt zu bleiben. Auch in Post-Corona Zeiten kann dies als Chance genutzt werden, um schneller eine breite Masse zu erreichen und vernetzter zu sein.
Autorin:
Celina Schmitt
GS Marburg