Aktuell entsteht gesamtgesellschaftlich allmählich ein Gefühl von Stillstand. Corona-Krise, Endlos-Lockdown und die allgemeine politische Trägheit unserer Epoche lassen Menschen nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern und Kulturen mit der Zeit immer müder und verdrossener zurück.
Dieses Phänomen ist normal, und hängt, abgesehen von der Pandemie, vor allem in einer Ursache begründet: der aktuellen Innovationsflaute in Technologie und Wirtschaft. Die großen Innovationen unserer Generation liegen schließlich bereits Jahrzehnte zurück. Das erste iPhone kam bereits 2007 auf den Markt, fast jedes Entwicklungsland hat mittlerweile flächendeckend Highspeed-Internet und auch bei den sozialen Netzwerken gibt es wenig disruptive Neuerscheinungen – Es wurde schlichtweg schon alles erfunden, was der technische Rahmen hergibt.
Wissenschaftlich lässt sich diese Entwicklung mithilfe der sogenannten Kondratieff-Wellen erklären. Sie stellen konjunkturelle Pro- und Rezessionen anhand technologischer Meilensteine dar.
Wir befinden uns am Ende der fünften Welle, welche die Entwicklungen in der IT seit 1990 beinhaltet. Dementsprechend befinden wir uns konjunkturell – und innovativ – an einem Tiefpunkt.
Doch wie lässt sich dieser gesamtwirtschaftliche Sachverhalt in die Marketingbranche übertragen? Die Antwort auf diese Frage nehmen wir tagtäglich wahr, oder eben auch nicht. Denn Marketing hat aktuell ein immer größer werdendes Problem: es fehlen die Innovationen, die Revolutionen und disruptive Ideen. Obwohl es bei Werbung und Vermarktung darum geht, aus der Masse hervorzustechen und Interesse zu erzeugen, setzen heutzutage viele Unternehmen auf das Gegenteil. „Bloß nicht zu sehr auffallen, bloß nichts anderes als die anderen wagen!“, so könnte das Motto vieler großer Marketingabteilungen im Jahr 2021 lauten.
Denn: alles wird immer simpler, minimalistischer, einheitlicher und distanzierter. Umgangssprachlich wird in diesem Zusammenhang von der Erscheinung des „Blandings“ gesprochen. Beispielhaft sieht man dies gut an der Entwicklung der Logos und des Corporate Designs vieler großer Unternehmen.
Diese Vereinheitlichung sorgt zwar zum einen dafür, dass Marken die Außenwirkung ihrer an Identität verringern, zum anderen jedoch auch dafür, dass die Designs leichter lesbar, einprägsamer und einfacher werden. Auch viele Start-Ups bedienen sich häufig einem ähnlich Stil – mit dem Unterschied, dass sie erst noch bekannt werden müssen. Populär wird ein Unternehmen jedoch zumeist nicht durch Vereinheitlichung, sondern dadurch, dass es sich von der Masse abhebt, in seinen Produkten oder eben in seiner Außenwirkung.
Wie gelingt es also in einer Zeit des Minimalismus, des temporären Stillstands und der Simplifizierung, dennoch aufzufallen und hervorzustechen? Eine vielversprechende Antwort auf diese Frage ist das Guerrilla-Marketing, also Werbestrategien, welche bei geringem Kostenfaktor innovativ und vor allem unkonventionell sein sollten, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu generieren. Ein gutes Beispiel hierfür ist eine Kampagne des Website-Baukasten Providers Wix, welcher die hierzulande eher unvorteilhafte Doppeldeutigkeit seines Namens nutzte, um die Aufmerksamkeit der Passanten in deutschen Städten auf sich zu ziehen.
Und, wenn eine Guerrilla-Marketing Strategie gelingt, erhalten Unternehmen durch zahlreiche Teilungen und Postings auf Instagram und Co. auch noch kostenfreies Social Media Marketing.
Kampagnen wie jene von Wix zeigen, dass nicht alles immer simpel, clean und unauffällig sein muss, sondern dass vor allem in der jetzigen Zeit das wirkt, was unkonventionell, anders und innovativ ist.
Autor:
Hendrik Jahn
Bildquellen:
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Textquellen:
https://de.wix.com/blog/beitrag/8-unfassbar-gute-beispiele-aus-dem-guerilla-marketing
https://www.fondstrends.lu/produkte-und-vertrieb/bedeutende-innovationen-kommen-in-zyklen/