Maria Mustermann könnte stolzer nicht sein. Ihr Studium der Marketingwissenschaften in Frankfurt ist erfolgreich beendet. Endlich kann Sie Lorbeeren für fünf harte Jahre ernten und die Masterurkunde in den Händen halten. Der erste Job nach Studium im zarten Alter von 26 Jahren muss einfach perfekt werden. Darauf hat sie solange gewartet.
So wie 60% der Akademiker in Deutschland entscheidet auch sie sich für ein Angestelltenverhältnis und beginnt motiviert mit den Bewerbungen. Zusammenfassend kann man sie als Profi im vermarkten von Produkten und Dienstleistungen verstehen. Sie weiß, sie hat die besten Voraussetzungen einen super Job mit grandiosem Gehalt zu ergattern. Mit Hilfe Ihres Ehrgeizes hat sie bereits zwei Praktika und eine Werkstudententätigkeit beim deutschen Marktführer eines Lebensmittelherstellers durchlaufen. Sie ist einfach ein Profi. Ihr Einser-Durchschnitt schmückt den Lebenslauf, wie die Kirsche eine Sahnetorte.
Trotz 1er Durchschnitt – Wieso das Studium alleine schon lange kein Karriere Garant mehr ist
Schauen wir uns an, wie es unsere Maria sechs Monate später ergangen ist. Das Bild erscheint trüb, wenn nicht sogar traurig. Maria schreibt eine Bewerbung nach der anderen und erhält tatsächlich auch eine Absage nach der Anderen. Teilweise bekommt sie nicht mal Rückmeldungen von Unternehmen. Sie ist so frustriert und versteht die Welt nicht mehr. Aber Maria ist klug und weiß sich zu helfen. An irgendwas muss es doch liegen. Vielleicht verlangt sie zu viel Gehalt, zack schraubt sie ihre Gehaltsziele runter. Maria hörte sogar, dass Akademiker räumlich die flexibelste Berufsgruppe sind, also fängt sie an sich auch außerhalb von Frankfurt zu bewerben. Irgendwann ist sie sogar so verzweifelt, dass Sie das erstbeste Angebot angenommen hat. Gehalt nach Studium verhandeln? Fehlanzeige! Damit gehört Sie im Berufseinstieg nach Studium zu den Flop Verdienern in Deutschland. Doch was wäre ihre Alternative gewesen? Arbeitslos nach Studium? Wieder zu den Eltern ziehen? Sollte sie wirklich ein Hartz IV Akademiker werden? Dies kann unmöglich sein, sind doch nur knapp 2 Prozent der Akademiker arbeitslos in Deutschland (Stand 2021). Wieso kann Maria also nicht so erfolgreich in den Beruf einsteigen, wie ihre Kollegen?
Ist das Studium heutzutage nichts mehr wert? Wieso studieren wir eigentlich, wenn unser Verdienst nicht mal über den Mindestlohn reicht? Bei mehreren hunderten Bewerbungen auf eine Stelle vergessen wir Akademiker oft eines. Wir sind nicht alleine. Es gibt mindestens eine Handvoll Mitbewerber, die den gleichen Abschluss und den gleichen Schnitt haben. Ein Bachelorabschluss ist seit der Bologna-Reform Massenware. Immer mehr junge Menschen suchen den Weg in die Universität, anstatt in die Lehre. Dadurch verschärft sich der Wettbewerb am Arbeitsmarkt zunehmend.
Jeder Absolvent weiß ferner, in Universitäten und Hochschulen wird kaum Unterstützung geboten, wie das Leben nach dem Studium, abseits vom Fachlichen, aussehen soll. Wir erlernen in der Schule vorwiegend theoretische Modelle. Uns fehlt der Uni Coach. Relevante Inhalte, wie Selbstvermarktung bringt uns niemand in den Räumen der Hochschule bei. Diese Inhalte sind jedoch elementar, für das Überleben in der richtigen (Arbeits)-Welt.
Wo sind die Kurse im Studium, die uns auf Absagen, Arbeitslosigkeit und dem harten Bewerbungswettbewerb vorbereiten? Und warum gibt es fast gar keine auf Akademiker ausgerichtete Karriere Coachings? Diese eine Stunde, die Maria beim Job-Center saß und eine „Berufsorientierung“ erhalten sollte, war der größte Witz in unserer Bildungsgesellschaft.
Akademiker haben härtere Regeln beim Bewerben als Nicht-Akademiker
Denn die Welt ändert sich und wir Akademiker ändern uns auch. Jobprofile für junge Menschen, die in ferner Zukunft ihren akademischen Abschluss erwerben, existieren noch gar nicht. Die Halbwertzeit von Berufen verringert sich zunehmend, ein Stellenprofil erweist sich immer mehr als dynamisches Konstrukt. Heutzutage werden keine Bewerber gesucht, die zu 100% eine Stelle ausfüllen können. Der rote Faden im Lebenslauf ist somit überflüssig. Es werden Talente gesucht, die Erfahrungen, Kompetenzen und Fachwissen in der neuen Position flexibel einsetzen können.
Maria, wie auch viele Young Professionals in Deutschland begehen in diesem Zusammenhang die immer gleichen Fehler. Sie hoffen darauf, dass ein Stück Papier sie direkt in die obersten Etagen von Großunternehmen transportiert. Das 08/15 Bewerbungsschreiben nach Studium wird kopiert und weitergeleitet. Maria ist nach Abschicken einer Bewerbung an Passivität nicht zu überbieten, ist sie doch zu schüchtern, mal anzurufen. Und hier hört das Verständnis komplett für Maria auf, die ganz genau weiß, wie sie Produkte und Dienstleistungen vermarktet, aber keinen blassen Schimmer hat, wie sich selbst vermarkten soll.
Akademiker schaufeln oft ihr berufliches Grab, noch bevor sie überhaupt mit dem Studium fertig sind
Jetzt simulieren wir mal eine andere Zukunft. Gehen wir die sechs Monate wieder zurück zu dem Tag wo unsere Maria stolz ihr Masterzeugnis in den Händen hält. Stell dir vor Maria müsste nicht eine Bewerbung schreiben. Unternehmen und Headhunter kommen automatisch auf sie zu und alle paar Wochen oder Monate bekommt Maria unaufgefordert neue Job Angebote. Welchen Boost würde es unserem Wunderkind wohl geben, wenn der Personaler sie googelt und ihren Blog findet, welcher sich mit Marketing befasst und ihre Erfahrung und Kompetenz unterstützt? Bei Business-Netzwerken wie LinkedIn positioniert sie sich grandios und kann auf ein stetig wachsendes Netzwerk von Marketing-Experten zurückgreifen. Die nächsten Schätze, die der Personaler findet sind zahlreiche Publikationen in Fachzeitschriften oder Gastauftritte in Podcasts. Maria hat ein Vorstellungsgespräch nach dem anderen und kann ihre Gehaltsziele sogar nach oben schrauben. Schlussendlich nimmt sie nicht mal zwei Monate nach Abschluss einen Job bei einem Global Player an und arbeitet glücklich im internationalen Marketing.
Maria und ihr Humankapital sind in diesem Zusammenhang wie ein eigenes Unternehmen. Dies bedeutet, dass Marketing wichtig für Marias Unternehmen ist. Denn was nützen die besten Leistungen, wenn wir sie nicht nach außen kommunizieren. Der Lebenslauf hat übrigens in diesem Zusammenhang schon lange ausgedient. Wir Akademiker brauchen daher durch den steigenden Wettbewerb vor allem eins: Ein passgenaues Selbstmarketing. Wir benötigen eine eigene Personalbrand. Wie baue ich meine persönliche Personal Brand jedoch auf? Am besten fängst du schon im Studium damit an, indem du relevante Kanäle wie LinkedIn für dich nutzt. Füge relevante Kontakte deinem LinkedIn-Account zu, wenn du ihnen begegnest. Kommentiere marketingrelevante Posts und lass es uns gerne wissen, wenn du mal wieder bei einem Marketing-Kongress, wie der Marketing Horizonte dabei warst. Füge deinen Posts am Ende noch relevante Hashtags hinzu. Dies alles sorgt für deinen persönlichen Social-Proof. Was kommt dabei raus, wenn ich deinen Namen google? Nichts Souveränes? Schreibst du zukünftig bei LinkedIn und Co. über relevante Marketinginhalte, findet man diese auch bald, wenn man dich googelt. Somit positionierst du dich direkt als kompetenter Experte in diesem Bereich.
vs.
Die Zielgruppe hierbei?
Natürlich Personalabteilungen, Personalberater, Headhunter und Recruiter. Wie sieht es mit deinem Unternehmen aus? Bist du bereit 40% mehr Gehalt als Durchschnittsakademiker zu verdienen? Dann forme deine eigene Personal Brand und mach aus deinem Studium endlich das was es ist, einen Karriere- und Gehaltsbooster!
Ich wünsche dir viel Erfolg dabei!
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Alexia Tsouri gründete die Akademiker Fibel, den ersten unabhängigen Finanzblog für Akademiker in Deutschland. Ihre Vision: Akademikern in Deutschland dabei helfen, langfristig finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen.
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