Der Nutri-Score als Marketingstrategie

Seit einiger Zeit gibt es ein neues Element auf vielen Verpackungen. Oft bestätigt es, was wir schon wussten, wie ungesund extrem fettige oder zuckerhaltige Produkte sind, doch manchmal sorgt es auch für Überraschung. Zum Beispiel, wenn man herausfindet, dass Haferkekse in die gleiche Gesundheitskategorie wie Chips zählen.

DER NUTRI-SCORE

Der Nutri-Score ist ein internationales System, welches in Form einer Ratingskala von A-E bzw. dunkelgrün bis rot bewertet, wie gesund ein Lebensmittel ist. Dabei orientiert er sich an Punkten wie Inhaltsstoffen, Fett- und Zuckergehalt. Der Score wird groß auf die Vorderseite der Verpackung gedruckt und soll damit den Verbraucher*innen die Auswahl erleichtern. Bisher ist diese Skala noch freiwillig, wird jedoch seit Sommer 2020 nach und nach immer wichtiger in der Lebensmittelbranche. Sie wurde schon von vielen großen Unternehmen wie Iglo, Danone und Nestle eingeführt und ist z.B. auf den Eigenprodukten von Kaufland zu finden.

Zwar wirkt die Idee der Skala von dunkelgrün bis rot zunächst sehr simpel, doch sie beeinflusst nachweißlich das Kaufverhalten der Kund*innen bzw. bestimmter Verbrauchergruppen. Somit ist der Nutri-Score auch im Marketingkontext ein wichtiges Element, mit dessen Hilfe Unternehmen sich einen Vorteil, aber auch Nachteil, im Wettbewerb schaffen können.

VOR- UND NACHTEILE FÜR UNTERNEHMEN

Durch die Noten A und B können sich Unternehmen ohne großartigen Mehraufwand einen Wettbewerbsvorteil erhoffen, als ihre Konkurrenten mit schlechterem Rating. Auch kann gut der Aufstieg in eine gesündere Kategorie beworben werden. Nun bedeutet z.B. weniger Fett nicht mehr, dass es durch Zucker für den Geschmack ersetzt werden kann. Das Produkt muss gesünder sein, denn sowohl Fett als auch Zucker würden den Score gleichermaßen negativ beeinflussen.

Damit ergibt sich aber auch ein Nachteil für Unternehmen, denn mit der Verbesserung des Scores steigen in den meisten Fällen die Herstellungskosten. Diese sind wiederum mit höheren Preisen oder eben einem verbesserten Absatz auszugleichen. Also stellt sich die Frage, ob der Nutri-Score wirklich sinnvoll für alle Lebensmittelhersteller ist oder vielleicht nur auf bestimmten Produkten bzw. Produktkategorien angewandt werden sollte.

ZUSAMMENHANG VON NUTZEN UND VERBRAUCHERGRUPPE

Um diese Kosten-/Nutzen-Abwägung aufzustellen, sollte ein Unternehmen zunächst seinen Kundenkreis kennen. Denn vor allem jüngere, gesundheitsorientierte Menschen werden von einem guten Score angezogen. Gerade die Assoziation mit einem grünen bzw. sehr gesunden und bewusstem Lifestyle ist mit dieser Zielgruppe gut vereinbar. Deshalb sollten Hersteller, deren Produkte dieser Kategorie entsprechen, ihn als Teil ihrer Marketingstrategie nutzen. Sie können dadurch einen Wettbewerbsvorteil mit  geringem Kostenaufwand erzielen. Ein Beispiel dafür ist die Firma Foodspring. Diese Unternehmen können zudem erwägen, zusätzlich Geld in die Verbesserung ihrer Produkte zu stecken, da sie durch den gestiegenen Score höheren Absatz erwarten können.

Kinder und ältere Menschen achten im Gegensatz zu eben genannter Gruppe weniger auf den Score. Das bedeutet für die Unternehmen, deren Hauptzielgruppe Kinder und/oder ältere Menschen sind, dass sich die Kosten der Verbesserung der Produkte zu Gunsten eines höheren Score nur wenig bis gar nicht rechnen werden. Im Falle einer gesetzlichen Verpflichtung zur Einführung des Nutri-Scores würde dennoch kein Nachteil für diese Unternehmen entstehen, da er von dieser Verbrauchergruppe nicht beachtet wird.

Am schwierigsten haben es die Unternehmen, welche zwar den passenden jungen Absatzmarkt haben, jedoch nur Produkte mit einem schlechten Score verkaufen. Denn z.B. kann ein Energydrink aufgrund seiner Inhaltsstoffe nie eine Note A oder B erhalten. In einer entsprechenden Studie kam wiedererwartend heraus, dass es in diesem Fall trotzdem besser ist, einen schlechten Score auf die Packung zu drucken, als gar keinen zu veröffentlichen. Für diese Unternehmen wäre es als Alternative sinnvoll, mit anderen Siegeln ihr Produkt entsprechend für die Absatzgruppe aufzuwerten. Als Beispiel könnten sie dafür werben, dass die Inhaltsstoffe aus verantwortungsvoller Quelle kommen. Dadurch könnten sie ebenfalls den bewussten Lifestyle verkaufen, nur eben nicht mit dem Nutri-Score als Hauptmarketingstrategie.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Nutri-Score sich insgesamt positiv für die meisten Unternehmen der Lebensmittelbranche auswirken wird. Die Verbraucher*innen werden ihn zunehmend fordern aufgrund der stetig steigenden Nachfrage nach einer gesünderen Ernährung. Damit bietet er trotz seiner Freiwilligkeit ein hohes Marketingpotenzial und es ist empfehlenswert, ihn mittelfristig einzuführen.

Autorin:

Sarah Helene Lindner

GS Leipzig

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