Dies berichtet der seit über 30 Jahren bei der Peter Schmidt Group (PSG) beschäftigte Norbert Möller, Executive Creative Director, über die Anfänge von ChatGPT in Deutschlands umsatzstärkster Marken- und Designagentur. In diesem Interview gewährt er uns spannende Einblicke in die agenturinterne Anwendung der künstlichen Intelligenz (KI) ChatGPT sowie dessen Einfluss auf die Arbeit. Der Executive Creative Director betreute bereits große Marken wie Linda AG, Kühne + Nagel, Penny, Hilti und Hugo Boss und beschäftigt sich nun auch mit dem Thema ChatGPT in der Marken- und Designagentur.
ChatGPT x Peter Schmidt Group
Die Implementierung und Anwendung von ChatGPT unterscheidet sich bei einer Brandingagentur von einer Werbe- oder PR-Agentur
„Werbe- und PR-Agenturen haben viel Implementierung. Wir nutzen es in erster Linie experimentell, aber auch als Tool, um Prozesse zu beschleunigen oder Inspiration zu sammeln. Es kommt bei uns noch nicht direkt zur Umsetzung“, berichtet Norbert über die Implementierung von ChatGPT.
„Wir benutzen es häufiger, wenn wir Sachen zusammenfassen wollen. Bspw. wenn wir ein Textmanuskript vorliegen haben und es zusammenfassen, kürzen oder in Bullet Points runtergebrochen haben wollen. Man muss das immer nacharbeiten, aber in dieser Geschwindigkeit bekommt man so viele Anhaltspunkte. ChatGPT ist in der Lage Texte zu vergleichen, zusammenzufassen und herunterzubrechen und das auf eine sinnvolle Art und Weise, dass man das dann nutzen kann.“
Weiter berichtet Norbert, dass die KI auch bei der Namensentwicklung für Produkte und Unternehmen eine Hilfe sein kann. „Auch wenn man bspw. eine Schreibblockade hat oder nicht weiß, wo man anfangen soll, ist es immer gut, um eine Inspiration zu bekommen“, fügt er hinzu.
„Ich bin eigentlich ganz froh, dass ChatGPT nicht perfekt ist. “
Auf die Frage nach den Grenzen von ChatGPT ist für Norbert eins klar: „Ich bin eigentlich ganz froh, dass ChatGPT nicht perfekt ist“. Er berichtet, dass inhaltlich viel nachgearbeitet oder weiter ergänzt werden muss. „Häufig sieht es stilistisch teils nicht authentisch und zu sehr nach KI aus“, berichtet er. Ob es irgendwann zu einer Perfektion kommt, ist er sich nicht sicher.
Es ist natürlich auch ein großes Thema, ob das Tool irgendwann in der Lage ist, die eigene Arbeit zu ersetzen. Norbert glaubt dies allerdings nicht: „Ich denke nicht, dass es schon so weit ist, aber natürlich gibt es diese Vorstellung, dass es irgendwann zumindest auch mit weniger Aufwand geht“.
Kunden sind heute besser als je in der Lage ausgearbeitete Abbildungen ihrer Wünsche einzureichen, die man als Inspiration, oder Skizze verwenden kann
Auf die Frage, ob sich die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb des Teams oder mit den Kunden durch ChatGPT verändert hat, erzählt Norbert: „Eigentlich nicht direkt. Allerdings denke ich, dass die Kunden in Zukunft erwarten, dass man KI in Zukunft mit nutzt und sich das budgetmäßig widerspiegelt. Teilweise lassen die Kunden sich schon selbst davon inspirieren und kommen mit Ergebnissen zu uns. Bspw. hatten wir das mit einem Key Visual, wo ein Kunde mit Midjourney eine Inspiration erstellt und uns geschickt hatte. Dies entsprach dann dem, wie er es gerne hätte.“
Kunden sind also jetzt besser in der Lage, ohne bestimmte Vorkenntnisse Ergebnisse zu erreichen, die man schon als Inspiration, oder Skizze verwenden kann, als je zuvor. „Das Ist vielleicht auch gar nicht so schlecht“, sagt Norbert. „Man kann sich dann mit dem Kunden enger abstimmen. Das Ergebnis ist dann noch nicht so, dass man es nutzen kann, aber es führt zu einer einfacheren Kommunikation mit dem Kunden, weil der Kunde anhand solcher Tools seine Bedürfnisse besser formulieren kann.“
„Die KI wird eine ganz andere Art an Effizienz bekommen, aber einen Menschen kann sie noch nicht ersetzen.“
Norbert erwähnt die Entwicklung, dass gerade auch die Grafikprogramme mit der künstlichen Intelligenz verknüpft werden: „Über Photoshop usw. bekommt man dann die Möglichkeit, Bilder zu generieren und in Photoshop gleich zu bearbeiten. Seine Einschätzung ist klar: „Da wird, sehr viel passieren können und das wird dann nochmal eine ganz andere Art an Effizienz bekommen, wenn es in den Grafikprogrammen direkt eingebaut ist.“
Wir wollen wissen, ob es langfristig Konflikte oder Gefahren für bspw. die Jobs der Designer durch die KI geben könnte. Dabei kann uns Norbert natürlich nicht sagen, was in ferner Zukunft passiert, allerdings gibt er uns einen spannenden möglichen Ausblick für die nächsten Jahre: „Auf die nächsten paar Jahre bezogen würde ich sagen, dass es eine Hilfestellung ist. Es braucht ja immer noch die Qualität eines Designers das zu steuern. Vielleicht kann er dadurch schneller werden, mehr Ergebnisse erzielen und seine Zeit in andere Themen investieren, aber ich glaube nicht, dass das jetzt einen Menschen ersetzen kann.“
Auch intern ist das Thema KI noch nicht beendet. Ganz im Gegenteil: „Was wir auf jeden Fall auch in den nächsten Monaten machen, ist, dass wir das Thema KI bei uns hochhalten. Wir hatten vor zwei Wochen fast eine ganze Woche einen internen Workshop, in dem wir viel in Gruppen rumexperimentiert haben und verschiedene Challenges und Vorträge hatten“.
Die PSG wir dies fortsetzen und ihre Mitarbeitenden stets anhalten, KI zu nutzen, auszuprobieren und sich auch von den anderen Kollegen inspirieren zu lassen, die damit rumprobieren. „Wir wollen eine Geisteshaltung schaffen, das auch einzusetzen. Wie gesagt, bei uns kann der Einsatz flexibel sein und da braucht man dann auch interne Beispiele wofür man das alles nutzen kann“, beschreibt Norbert.
Autor:innen
Bilder: Peter Schmidt Group